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seiner Situationen sehr glücklich die angemessene Färbung und Stimmung zu finden, und wenn er auch mit seine» Künsten zuweilen über die Berechtigung des Historikers hinausgeht, so macht er doch jedesmal-den Eindruck, den er beabsichtigt. — Unübertrefflich aber wird er, wenn ein geheimer Haß seiu Auge schärft, uud seiner fast trägen Leidenschaft die nöthige Spannkrast giebt. Nicht das Princip, aber der sittliche Gruudtou deö Buchs ist der Haß gegeu deu Mechanismus des Napolcouischeu Staats. Wie sehr auch im Uebrigen seine Neigungen nach deu verschiedensten Seiten hin anscinaudcrgehen, in diesem einen Punkt treffen sie alle znsammen: seine adlig-monarchische Gesinnung uud seine Liebe zur Freiheit, seine poetische Religiosität und seine Aufklärung, das Alles wird gleichmäßig verletzt durch einen Despotismus, der alles individuelle Lebeu unterdrückte, und der die Menschen für diesen Verlust nicht durch eine große neue Idee entschädigte. Dieser Haß giebt der" Beredtsamkeit unseres Geschichtsschreibers nicht nnr ein wunderbares Feuer, von dem wir selbst durchdrungen und hingerissen werde», sondern er schärft auch seine Beobachtungsgabe auf eine unglaubliche Weise. Diese glänzende Philippica gegen den Bonapartismus — denn nicht blos der große Napoleon ist gemeint — könnte auf das gegenwärtige Geschlecht sehr wohlthätig einwirken, wenn es nicht fast schon zu träge und zu abgestumpft wäre. — Nach diesem allgemeinen Urtheil werfen wir noch einen flüchtigen Blick ans das Einzelne.
Der erste Band beginnt mit dem 11. November 1813 uud schließt mit dem 11. April 181 i, mit dem Vertrage von Fontainebleaiu Nach unserer Ansicht verdient dieser Band bei Weitem den Vorzug. Die Umgebuuge» Napoleon's, seine eigene wechselnde Stimmung, die allmähliche Umwandlung des öffentlichen Geistes in Frankreich, das Alles ist mit höchst dramatischem Leben ausgeführt, und wirkt auf uns wie unmittelbare Gegenwart. Die Schlachtgemälde nehmen wir aus, sie sind dürftig, skizzenhaft »»d ohne Kenntniß.
Der zweite Band führt nus in den Haushalt der Bourbous eiu. Er hat, wie es der Gegenstand mit sich bringt, eine dem vorigen Bande ganz eut-" gegengesetzte Physiognomie, er besteht fast ga»z aus Geurcbilderu. Die Portraits des neuen Königs und seines Bruders sind sehr fein und geistreich ausgeführt; nur hätten wir gewünscht, daß der Geschichtsschreiber sich nicht zn sehr ins Detail vertieft, sich nicht zn sehr bestrebt hätte, geistreich zu sein, und daß er statt dessen seiue Farben zn einem kräftigeren Eindruck evncentrirt hätte. Sehr häufig geht die Phrase mit ihm durch. Daß er auch die Zeit der Verbauuuug dieser Prinzen inö Auge faßt, ist sehr verständig, deuu sie ist für ihr Wesen charakteristisch; daß er uus aber ausführlich die gaNze Geschichte des Herzogs von Enghie» erzählt, blos um mit der abgeschmackten Phrase zu schließen: l^o meurtrisr n'g, hu'un<z Iwars, 1a, vivtlms g, l'ötörnite I das verräth allerdings eine» starten Mangel au historischem Takt. Auch hat er die einzelnen kleiueu Kabalen uud In-