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Beda Weber`s Charakterbilder.
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stantischen Confessionen." ZurBlum'schen Kameradschaft" gehören ihm dagegen diejenigen, welchepreußischer Gottlosigkeit" dienen, oder denengedankenloser Verrath an der Kirche zur täglichen Uebung geworden ist." Eine selbstständige ehrenhafte Partei anderer Ueberzeugungen existirt nach diesen Darstellungen nicht, und mir im Princip dessteinernen Hauses", bekanntlich die Partei der Ultra­montanen,liegt unendlich viel gesundes Leben, eine Art frischer Berglnft in uen versumpften Zuständen des mittlern Deutschlands, das sich vor seinen Proletariern uicht zu helfen weiß und unter dem Vvrwande deutscher Einheit nur Mittel und Wege sucht, um der sociale» Krankheit durch Absatz der lästigen Stoffe an die kräftigeren Volksstämme los zu werden,"

Wir verzichten daranf, die Blüthenlese aus diesenUnrrisseu" zu ver­vollständigen. Es giebt Bücher, deren Lectüre Ekel erregt. Immerhin aber bleibt's eine wichtige 8lAllu,t,m'g. temporis, daß ein gefeierter Hauptführer der KeÄösm militari jetzt gerade mit einem derartigen Buche hervortritt, um sich moralisch zu vernichten. Moralische Selbstvernichtung muß man sicherlich es nen­nen, wenn ein Mann solche Darstellungenin ein Gauzes als aufgelesene Zweige vom Baume des Lebeus" sammelt, wenn er von ihnen sagt:sie bedeuten das Leben nicht, sie sind es selbst." Denn es ist derselbe Name, von welchem die stenographischen Berichte der Nationalversammlung bezeugen: daß er esver­schmähet", das consessionelle Feld zn betreten; daß er Blnm,diesen deutschen Mann, mehr zn ehren" glaubt, wenu er über desseu Hinrichtung schweigt, die er still in seinem Herzen tadelt ;" daß er ein vorgeblicher Anhänger des Gagern'schen Programm's war; daß er mit Schwärmereien für die Volkssvuverainetät sogar nach dem Beifall der Linken ausging; daß er vor Allem die Bewegung der Jahre 18i8 und 1849 keineswegs für einBahnebenen der Gottlosigkeit und Anarchie" erachtete. Es scheint darnach wahrlich, daß er sich selber als Beispiel opferte, um den Satz seines Vorwortes zn demonstriren:das Einst und Jetzt, wenn auch nur vier Jahre dazwischen liegen, läßt sich schwer combiniren, weil die meuschliche Natur in den meisten Fällen zu elastisch ist."

Notizen zur Schweizerliteratur.

Es läßt sich nicht verkennen, daß im deutschen Publicum die Literatur der Schweiz nur sehr fragmentarisch, sogar beinah nur zufällig bekannt ist. Ebenso ist's in der Schweiz, einzelne größere Städte ausgenommen, mit den Erzengnissen der deutschen, nicht streng fachwissenschaftlichen Schristwelt. Die Schweiz besaß bis vor Knrzem nicht einmal irgend ein kritisches Organ, dessen Zweck die Ver­mittlung der Kenntniß selbst nur von den bedeutenderen Erscheinungen des

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