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confessionelle Frage zur Seinigen, gemacht habe; ich muß dagegen feierlich pro- testiren. Ich uud meine Freunde verschmähen es, auf das confessionelle Gebiet zu treten. Deutschland hat Land und Leute genug durch consessionellen Hader verloren; es ist Zeit, einmal damit aufzuhören." Dies verhindert aber uicht, in jenen „fleißig nachgebesserten" biographischen Skizzen intellectucll dcu orthodoxen Katholicismus als ausschließliche Quelle selbst aller Möglichkeit zum Gott gefälligen Leben hinzustellen und materiell jede selbstdenkende Auffassung religiöser Lehren mit ruchlosem Anrennen auf die Grundfesten in Staat und Kirche zn identificiren. Jene harmlose Einfalt, welche die Kampfesweise Herrn Beda Weber's uud seiner historisch-politischen Freunde von jeher auszeichnete, läßt ihn nun zwar die stärksten derartigen Ausfälle durchschnittlich in diesen Biographien, wie in andern Abschnitten des Buches, gestorbenen oder unkenntlich gemachten Persoueu iu den Mund legen, worin wir einen Beweis löwenkühnen Muthes erblicken, allein mitunter tritt doch auch das eigene Wort als eigenes hervor. So sind es nur ganz zarte Anspielungen, wenn an einer Stelle im Gegensatz zur Möglichkeit pietistischer Richtungen in der protestantischen Kirche gesagt ist: in der kathol. Kirche könne „der Wahnsinn des Individuums vor der allgemeinen festen Wirklichkeit des kirchlichen Lebens nicht aufkommen." lS. 9.). Solche kecke Behauptung speeulirt sicherlich nicht auf die Unkenntnis) der Leser in der Kirchengeschichte, welche uns ja den pietistisch-mystischen Religionswahnsinn gerade zu den Zeiten der Alleinexistenz der katholischen Kirche epidemieartig vorführt. Sie giebt sich vielmehr mit derselben uaiven Gläubigkeit, womit (S. 61.) den historischen Thatsachen einer sast noch zeitgenössischen Epoche der Satz in das Gesicht schlägt: „Als im Jahre 4816 die Begeisterung der Völker für das deutsche Reich durch den zurückkehrenden Frieden allmälich abgekühlt worden war, wurde der confessio- uelle Druck gegen die Entwickelung des katholischen Lebens wieder nenerdings bnreaukratisch in Gang gebracht, ungeachtet gerade die katholische Bevölkerung der deutschen Lande (— der rheinbündische Südwesten? —) und ihre katholische Gesinnung wesentlich beigetragen hatten, das Joch der Fremdherrschaft zn brechen." Auch ist es gewiß nur absichtslos, wenn der Verf. (S. 37.) im Sinne des Mißbegriffs von der.Gesellschaftswissenschaft „Socialisten und Verbrecher" nebeneinanderstellt, als vollkommen identische Mißgeburten des „ersten unreinen Gedankens, mit Vorliebe gesagt." Jedenfalls gehört es auch nicht zu der Kategorie des beweislosen Verdächtiges, wenn Herr Beda Weber (S. 106.) beiläufig bemerkt: „Sie, (die Partei der Gothaer) stützt sich einerseits auf die christlichen Kräfte, welche von jeher unssr allerlei Formen der Revolution gedient, und nur Rechtsgefühl für ihre eigene Politik haben; andererseits auf die nichtchristliche Hilfe außerhalb der drei anerkannten christlichen Konfessionen, um desto sicherer die konservativen Grundsätze der Kirche und des Staates zu überwältigen." Dagegen leuchtet uns ein herrlicher Beweis von Pietät gegen die Jnsbrncker