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Plätzen wiederholt, und die elf oder zwölf Züge folgen sich so regelmäßig, daß, trotz der ungeheuren Menschenmenge, die sich auf den Straßen sammelt, nicht die geringste Unordnung vorkommt. Der erste und der dritte Tag des Festes " sind die feierlichsten, und während derselben hört alle Arbeit auf. Der ärmste Arbeiter erscheint in seinen Festkleidern, und alle Häuser sind inwendig mit Teppichen und Schirmen, nnd auswendig mit Zeltdächern geschmückt, unter denen der Hausherr mit seinen Freunden den Tag mit Essen, Trinken uud Musik seiert. Jede Straße hat einmal alle sünf oder sechs Jahre zu diesem Feste beizutragen, das sehr kostspielig ist, da mit Ausnahme weniger Kleinigkeiten sämmtliches Material, das immer vom besten Stoffe ist, wieder neu angeschafft wird.
Außer diesem Hanptfeste für Nangasaki werden noch sehr viele gefeiert; wir nennen davon nur den Nenjahrstag, an dessen Vorabend sämmtliche Schulden bezahlt werden müssen; ferner ein sehr hübsches Fest, wo man Nachts auf dem Meere in der Bncht Laternen schwimmen läßt, und aus ihrer glücklichen oder unglücklichen Fahrt das Schicksal der Seelen von abgeschiedenen Verwandten oder Freunden zu erkennen sucht; das drollige Fest, wo Beamte vou hoher Stellung nnd würdigem Alter Drachen steigen lassen, deren Faden mit zerbrochenen Glgs- stückchen bedeckt sind, nnd wo es darauf ankommt, den Faden eines Nebenbuhlers zu zerschneiden; endlich das noch drolligere, wo an einem Tage ans jedem Hause der Teufel ausgetrieben wird, indem man ihn entweder mit gekochten Erbsen, wie Meylan erzählt, oder nach Fischer, mit Steinen wirft.
Zn den merkwürdigen Vorfällen während des Lebens in Desima, die man freilich kaum zu den Zerstreuungen rechnen darf, gehören auch die sehr häufigen Erdbeben, die zuweilen sehr verheerend sind, und Anlaß gegeben haben, die leichte Bauart und geringe Höhe der Häuser gesetzlich vorzuschreiben. Vulcanische Ausbrüche kommen bei der vorwiegend vnlcanischen Bildung der japanesischen Inseln ebenfalls nicht allzuselten vor. Noch 1792 entstand ein neuer, sehr bedeutender Vulcan auf der Insel Kiusiu. Um fünf Uhr früh, am 18. Tage des ersten Monats sank der Gipfel des Berges Wunzen plötzlich ein, und eine Rauchsäule erhob sich aus demselben. Am 6. Tage des folgenden Monats erfolgte ein Ausbrnch am östlichen Abhang des Brivvnolubi nicht weit von der Spitze. Am 2. des Monats setzte ein heftiges Erdbeben ganz Kiusiu in Schrecken nnd Verwirrung. Stoß folgte auf Stoß, und der Vulcan warf unaufhörlich Steine, Asche nnd Lava aus, welche die Gegend Meilen weit im Umkreise wüst legte». Zu Mittag am 1. des vierten Monats war ein neues nnd noch heftigeres Erdbeben. Hänser stürzten ein, und ungeheuere Felsmassen rollten von dem Berge herunter, und zermalmten Alles, was ihnen in den Weg kam. Als Alles ruhig geworden, und die Gefahr vorüber zu seiu schien, hörte man in der Luft und uuter der Erde dumpfes uud anhaltendes Dvunern, und