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Das merkwürdigste dieser Feste ist das Fest des Gottes Suwa, des Beschützers der Stadt Nangasaki. Es dauert mehrere Tage und beginnt mit einer religiösen Feier im Tempel des Gottes, dem Jeder im Festkleide Geschenke darbringt, unter denen sich stets ein Becher mit Saki (Reisbier) befindet. Zum Zweck der öffentlichen Feier wird das Bild des Gottes mit den kostbarsten Kleinodien seines Tempels — meistens aus reich verzierten Stoffen bestehend, — in einen, prächtig vergoldeten und lackirten Schrein gestellt, den die Tempeldiener, von. den vornehmsten Priestern im Palankin oder zu Pferde, und von einer berittenen Ehrenwache begleitet, in Procession durch die Stadt tragen, und dann in einer auf einem freien Platze errichteten Strohhütte zur Schau stellen. Feierliche Auszüge der Stadtbewohner folgen, und jeder Stand sucht hier den andern an Pracht zu übertreffen. Ein Augenzeuge, Fischer, beschreibt uns einen dieser Züge.
Den Anfang macht ein Mann, von dem man aber nichts sieht als die Füße; denn er trägt an einem hohen Bambuöstock einen in horizontaler Lage befestigten Ring, von dem eine formlose, schwere, gestickte Leinwandmasse gardinenartig herunterhängt. Die Stickereien und Verzierungen sind symbolisch, und stellen den Göttern gewidmete Thiere, berühmte Personen,- einen mit Schnee bedeckten Wald, die Werkzeuge eines Handwerkers, die Erinnerungen an die Tapferkeit und Einfachheit der alten Japanesen dar. Zunächst folgen Musikanten in großer Anzahl, mit Trommeln, Beckeu und Flöten in seltsamem Aufzug, und an ihrer Spitze ihr Ottoua oder Viertelsmeister mit seinem amtlichen Gefolge. Dann kommt ein Zug Kinder, die irgend einen von der Sage gefeierten Auszug ihrer Mikados darstellen. Dieser Theil des Schauspiels ist wirklich bewundernswerth. Genau in die Tracht der Zeit gekleidet und bewaffnet, gehen die Anführer in großem Pomp voran, und ihnen folgen sämmtliche männliche und weibliche Mitglieder des Hofstaats, alle genau nach den Originalen und mit großer Pracht gekleidet. Jedem dieser Züge folgt eine Anzahl Palankins und Bedienten zur Ausnahme der Kinder, die etwa müde werden. Diesen schließt sich eine Schauspielergesellschaft au. Wenige Augenblicke genügen, um zwei oder drei Bänke neben einander zu stellen, darauf setzt' man ein paar Schirme und Decorationen, und nun spielen uach dem Schalle von Syamsies (eine Art dreisaitiger Guitarre), Trommel» uud anderer musikalischer Instrumente die Schauspieler ihr Stück, das nicht länger als eine Viertelstunde dauert, aber mit großer Lebendigkeit dargestellt wird. Ist die Darstellung vorbei, so setzt sich der Zug, den eine Schaar von Musikanten, Palankinen, Bekannten, Bedienten und Verwandten der Kinder schließen, wieder in Bewegung, um einer andern Platz zu machen.
Die erste Vorstellung findet vor der schon erwähnten Strohhütte zu Ehren des Gottes Suwa statt, und um deu ganzen Platz sitzen zahlreiche Zuschauer, und aus besondern Plätzen die Mitglieder der Regierung und die eingeladenen Holländer. Die Vorstellungen werden auf verschiedenen, im Voraus bestimmten