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Berliner Kunstausstellung.
Seite
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Hieher gehört auch:

Hildebrandt, der uns mit bewundernswürdiger Virtuosität frappante Licht- und Farbeneindrücke anderer Himmelsstriche zur Anschauung bringt. Wir können nicht genug stauneu über die Gewandtheit, mit der Hildebrandt über die ihm zu Gebote stcheuden Farbenmittcl verfügt; sein Nilnfcr ist von einer durch­sichtigen Farbengluth, die mau bis dahiu nicht gesehen; aber nach diesem ersten imposanten Eindruck folgt ein schwächerer nnd immer schwächerer; es ist Nichts von schönen Linien, von wohlgeordneten Gruppen da, auf denen nun weiter das Auge mit Verguügeu ruhen möchte. Mit dem Farbenciudruck ist's zu Ende.

Max Schmidt. Abend (Erinnerung von den Küsten des mittelländischen Meeres). Wir geben zn, es möchte ein Anderer vielleicht das Wasser noch täu­schender, ein Anderer di.e letzte Glnth der Sonne noch frappanter malen; doch was thut das gegen die wohlthuende Harmonie dieser Farben, gegen die classische Grazie in den Linien dieser Gebirge, gegen die anmuthigcu, weichgeformten Gruppen dieser Bäume; braucht nicht mehr der antiken Staffage, nm uns in eine schönere Welt zu versetzen. Uns wird wohl in dieser Natur; denn es ist die Natur, die vou deu allerlei Zufälligkeiteu des Gemeinen befreit ist. Solche Natur darzustellen, das ist die Aufgabe der schönen Kunstl

Dieses Streben, das sich iu Max Schmidt's Bildern überall docnmentirt, ist's, was wir an ihm verehren, wenn es auch nicht überall gleich vollkommen zur Erscheinung kommt.

Pape. Am Vierwaldstädtcrsee reiht sich dem vorigeu als eine der besten Landschaften an. Wenn auch der Gegenstand die reinste Harmonie nnd Grazie aller Linien ausschließt, die hier in Bergen und Bäumen einen markirtern Cha­rakter annehmen, so fiudeu wir sie in Colvrit nud Stimmuug in höchster Voll­kommenheit vou dem duftigen Blau über dem See bis zur warmen Gluth in den Gipfeln der Kiefern.

Eine Anzahl vortrefflicher Landschaften hat Düsseldorf zur Ausstellung gesandt.

Gade: ein Morgen im norweg'schen Gebirge, zählen wir zu den ersten; bei einer sehr reichen Komposition herrscht die vollkommenste Einheit in Massen und Farben. Das durch leichtes Gewölk verschleierte Sonnenlicht, das nur matte Strahlen über die ganze Landschaft gießt, und selbst da, wo das Gewölk sast zurückgewichen, nicht in mittäglicher Wärme strahlt, verleiht dem Bilde einen eigenthümlichen Neiz.

Lau hat ebenfalls eine vortreffliche, höchst fein gestimmte norwegische Landschaft gebracht, Eine andere von ihmNorwegische Gletscher" scheint mehr wahr, als anziehend. Es würde uus zu weit führen, wollten wir alle diese Landschaften einzeln besprechen. Als vortrefflich führen wir noch an: Portmanu, neblichcr Morgen. Von Waldlaudschaften: Jansen, aufsteigendes Gewitter; Michely, Westfälisches Dorf. Vor allen aber Kessler, Gewitterstimmung, ein außer-

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