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Blick auf Spaniens letzte Vergangenheit und seine gegenwärtige Lage. 5.
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zu ermuntern. Der Eisenbahnbau wird gegenwärtig auf das Eifrigste in Angriff genommen, und es ist anch ans andre Weise, durch die Kanalisation des Ebro, durch Erweiterung der Dampfschifffahrtverbindung zwischen den Küstenprovinzen und mit den Kolonien für die Besserung der Commnnicationsmittel und die Hebung des Verkehrs gesorgt. Die Lethargie, welche zur Zeit Ferdinand's VII. auf der Verwaltung lag, ist gebrochen. In dieser Beziehung verdient Bravo Murillo Anerkennung, wenn man ihm' jetzt gleich Vieles zum Verdienst anrechnet, was bereits unter Narvaez vorbereitet wurde. Die treffliche Neorganisirung der Armee,. die besser ist, als seit undenklicher Zeit, nnd die wiederauflebende Marine sind hauptsächlich den Anstrengungen des Letztern zu danken. Die Schuldenreguliruug, die Bravo Murillo durchgesetzt hat, ist ein großes Glück für Spanien falls der Staat sich im Stande weiß, seineü nenen Verpflichtungen nachzukommen. Im andern Fall wäre der daraus erwachsende Schaden für den zukünftigen Ctedit des Landes unberechenbar. Und sicher ist das günstige Resultat noch keineswegs; nach den nenesten officiellen Veröffentlichungen ist die sehr bedeutende schwebende Schuld (über 350,000,000 Realen) noch in Besvrgniß erregendem. Steigen, und die Einkünfte des laufenden Jahres scheinen bedeutend hinter den Voranschlägen zurückzubleiben.

Die Fürsprecher des Absolutismus weiseu auch in Spanien stets darauf hin, wie sehr durch die parlamentarische Maschine der Gang der Lcgislation und Ver­waltung gehemmt werde. Dies mag bis zu einem gewissen Grade seine Richtig­keit haben. Was aber im einzelnen Falle durch Verschleppung verloren geht, wird mehr als ersetzt durch die Garantie einer öffentlichen Controle, durch den steten Anschein einer rastlosen Opposition, die es nicht gestattet, in jene Erschlaffuug zurückzufallen, die in Spanien Jahrhunderte lang an der Tagesordnung war. Die periodische, noch so erfolgreiche Thätigkeit der Verwaltung ist von geringem Nutzen, wo die öfsentlicheu Zustände nicht in sich die Sicherung vor dem Rückfall in die ärgste Mißregieruug tragen. Die Früchte der glänzenden Epoche Aranda's gingen in dem Elend und der Versumpfung der Godoy'schen Herrschaft gänzlich verloren. Ein gesicherter, bürgerlicher Nechtszustand seruer, den Spanien niemals unter dem Absolutismus erwarten kann, ist, außer daß er ein wesentliches Ele­ment materiellen Gedeihens ist, an für sich bin moralisches Gut von dem höchsten Werthe, uud auf seine Erlangung würde die Nation der trügerischen Hoffnung wegen, damit eine energischere Verwaltung sich zu erkaufen, noch nicht verzichten.

Die Erhebung oder der Sturz des Constitutionalismus in Spanien ist eine Frage von europäischer Wichtigkeit. Wird die reactiouaire Strömung, welche dem Jahr 1848 gefolgt ist und die politische Freiheit des Kontinents zu verschlingen droht, endlich einen Damm finden? Wird Spanien, das der Ansteckung der Februar­revolution widerstand, die gefährlichere Ansteckung des Decemberstaatsstreiches von sich abhalten? Die Entscheidung darüber kann nicht mehr lange sich verzögern.