Gine Operngefellsehaft in Afrika.
Wie Sie wissen, bin ich ein solider und ruhiger Mann,-ich mache mir wenig aus dem Schauspiel, und iu eine Oper bin ich unter allen Umständen uicht zu bringen, aber es ist mein Schicksal, überall auf der Erde mit Thalia's luftigem Volk, mit tragischen Helden, Sängerinnen und Tänzerinnen in irgend eine Beziehung zu kommen, mit ihnen verkehren, zu müssen und ihnen Artiges zu erweisen. Mir haben diese Bekanntschaften in der Negel viel mehr Dornen als Rosen gebracht, und ich bin gar nicht lüstern darnach. So war ich denn nach Afrika gereist, und hoffte, wenigstens diesmal meinem alten Neisegeschick zu entgehen, ich war von Algier in die Wüste geritten, uud der civilisirteste Tou, den ich hörte, sollte eine französische Trommel sein. Aber ich hatte die Rechnung ohne den Wirth gemacht. Dort in der Wüste von Algier, unter Kopf, Ohren und Nasen abschneidenden Kabylen, unter Kinder uud Rinder verschlingenden Löwen und unter Leichen fressenden Hyänen war ich uicht sicher vor der Kuust. Auch dort traf ich dramatische Künstler und kam mit ihnen durch eiu düsteres Schicksal in mein gewöhnliches Verhältniß zur dramatischen Kunst, welches darin besteht, mit ihren Jüngern zu leiden und für sie zu sorgen.
Ich war zu Konstantine, dem steilen Felsennest, und ging arglos am frühen Morgen mit meinem liebenswürdigen Gastfreund, einem Spahi-Officicr, aus unsrer Wohnung. Da lachte gleich an der ersten Straßenecke ein riesig großer, blntrother Anschlagzettel höhnisch auf mich herunter; es war die Affiche einer italienischen Operngesellschaft, ein Aufwand von marktschreierischen Phrasen, wie 'sie bei uus selbst der Ausverkäufe der reellen Leinwandhandlnng eines nach Amerika gegangenen Fabrikanten nicht besser ausznstnnen vermag, und es > ward dem Felsen von Konstantine in schlechtem Französisch darin verkündet, daß die weltberühmte' Opcrugesellschaft des Jmpressario Bartolomeo Bondi, die jüngst uoch den hohen Beifall unzähliger- Fürsten und Könige zu erringen gewußt habe, heut Abend zum allerletzten Male ein kunstsinniges Publicnm von Constantine zu entzücken versteh» werde. Das kunstsiuuige Publicum von Constantine besteht, Grenzbvten. III. -I3ö2. i-I