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Zeit zu Zeit die Freiheit selbststäudiger Bewegung wird, so benutzt dies der Komponist um so eifriger, um die erste beste Trivialität vom Stapel laufen zu lassen. Die nach der Heldin am meisten ausgebend musikalische Rolle ist die des Grafen Espanna. Im Allgemeinen ist sie schon durch die Rolle der Paquita charakterisirt, zum Vortheil aber gereichen ihr die bessere Stimmenbchaudluug und einzelne glänzendere Motive. Schwerfällig und ungeschickt ist die Zeichnung des Inquisitors, der mit dem ganzen tragischen Schauder des steinernen Gastes seine polizeilichen Recherchen anstellt. Der Soldat Rcnald (Bceitou), ist eine Aufgabe für eine gesunde Lunge, die so hohen Lagen mit Kraft und Ausdauer zu bezwingen. Der Fischerknabe Nuno ist reine Altpartie, die wir in der neuen Zeit nicht mehr zu hören gewohnt sind. Möchte dies Verfahren Beifall finden und wir endlich erlöst werden von den herrschenden Mezzosopranen ''und den denselben angebildeten unangenehmen Brusttönen. Die Chöre sind im Ganzen wirksam und pomphast gesetzt; der Mcycrbccr'sche Zuschnitt läßt sich ohne Mühe erkennen. Die Ouvertüre, aus lauter kurzen, coutrastircndcn Fragmenten zusammengefügt , gereicht dem Componiston nicht zu, besonderer Ehre. Ein uugerecht- sertigtes Vermische» von großem Ernst und trivialer Tändelei, ein planloses Aneinanderreihen, von allen denkbaren dynamischen Wirkungen sind die charakteristischen Merkmale, durch welche sie sich am leichtesten schildern läßt.
Theater. — Die Theater-Chronik giebt über den k. k. Hofschauspieler, Joseph Wagner einige Notizen, denen wir Folgendes entlehnen. Er ist in Wien den IS. März 1818 geboren, 1835 in der Josephstadt zum ersten Mal aufgetreten, nachdem er vorher durch Holtci einige Anleitung erhalten. 1,837 ging er nach Prag, dann nach Preßburg, 1839 nach Pest, wo er bis 18i5 blieb. Hier lernte ihn Marr bei Gelegenheit eines Gastspiels kennen, und bewirkte sein Engagement für die Leipziger Bühne, wo er einen höchst segensreichen Einfluß aus ihn ausübte. Am 1. Juui 1848 kam er an die Berliner Hofbühue, wo er sich mit Bertha Unzelmann verheirathete. Zwei Jahre darauf wurde er durch Laube mit seiner Frau an das Hosburgtheater gezogen. —
Dircctor Wallncr hat das Frciburgcr Theater aufgegeben. — Fräulein Doris Genast hat die Dresdner Hofbühne verlassen. — Fräulein Auguste Arens scheint in Berlin sehr zu gefallen. — Fräulein Bertha Würst hat von der Stuttgarter Bühne Abschied genommen. —
Richard Wagner's Tannhäuser wird in Frankfurt, Leipzig und Wiesbaden zur Aufführung vorbereitet. —
Die Brutto-Einnahme des k. k. Hvfoperntheatcrs in der Saison 1851 — 1832 betrug an Abonnements die Summe von 185,398 fl. C. M., und gab im Vergleich zur Einnahme des vorigen Jahres ein Mehr von 38,187 fl.
Bildende Kmrst. — Der Kunsthändler Payne in Leipzig hat das neueste Werk Schraders, den Tod Leonardo's da Vinci vorstellend, in seinen Besitz gebracht, um es durch dcu Stich vervielfältigen zu lassen, und dann auf Reisen zu schicken. —
Dem Konsul Wagner in Berlin, welcher aus seiner Privatgalerie dem östreichischen Kunstvereine zu seiner letzten Ausstellung i Bilder von Lessing, Leys, Gallait und Verbnckhöven geliehen hatte, ist von diesem aus Anerkennung eine künstlerisch aus-