Beitrag 
Die handelspolitischen Conferenzen zu Bamberg und zu Darmstadt.
Seite
133
Einzelbild herunterladen
 

133

ein vollständiges Dementi. Nur das wird man gerade jetzt wol beachten müssen, daß es eine gar alte Klage der Zollvereinsstaaten ist, wie mißlich es sei, daß das Zollvereinsgebiet nicht bis zur Nordsee ausgedehnt werden könne, nnd daß die meisten deutschen Staaten in den preußischen Zollverband eintraten, als in dem­selben noch lauge nicht die Schutzzollmaßregeln einen so breiten Boden gewonnen hatten, wie dieses gegenwärtig und voraussichtlich in der nächsten Zukunft der Fall ist. Nicht laut genug aber wird man in das Gewirre der Anstrengungen in den gegenwärtigen Tagen hineinrufeu können, daß Bayern und Württemberg, Sachsen, uud Baden, die beiden Hessen und Nassan doch schon in den dreißiger Jahren die Nöthigung an sich selber erfahren haben, aus einem Verbände, wie er durch die Bamberger Uebereiukunft in Aussicht gestellt worden ist, herauszu­treten, und sich dem großen preußischen Zollvereine anzuschließen; cS erfolgte dieses sogar wenigstens von einem Staate durch Bruch des bestehenden Vertragsverhält­nisses. Im Ansang der dreißiger Jahre bestand abgesehen von Oestreich: der Zollverein Preußens mit Hessendarmstadt nebst einigen Enclaven, welche von preußischem Landesgebiet nmschlosscn waren; er umfaßte 13,i28,000 Eiuwohuer aus 3288 Quadratmeilen. Sodann der bayrisch-württcmbcrgische Verein, dem noch einige kleine badische Enclaven nnd die beiden Hohenzollern angeschlossen waren mit 3,646,000 Einwohnern auf 1763 Quadratmeilen. Der Eimbecker Verein für Hannover, Kurhessen, Oldenburg und Braunschweig mit 2,616,000 Ein­wohnern ans 1087 Quadratmcilen, nnd der mitteldeutsche Verein, welcher das Königreich Sachsen,' Sachsen Weimar, die sächsischen Herzogthümer, Nassau, Homburg, Nudolstadt und die renßischen Länder mit 2,330,000 Einwohnern auf 636 Quadratmeilen umfaßte. Die letzteren beiden hatten nicht einmal eineu gemeinschaftlichen Mauthverband. Ans diesen Verbindungen traten bald genug, nachdem der preußische Zollverein sein Ziel und seine Praxis manifestirt hatte, die deutschen Regierungen heraus, zweifellos auf dem guten Grunde von reichen Erfahrungen aus dem wirklichen Leben. Man kann sich möglicher Weise in dem Znsammenschluß mit den gesammten östreichischen Ländern einen Fortschritt sür das wirthschaftliche Getriebe in den rein deutschen Ländern vorstellen, die Aussichten aber, welche die Stipulationen der bamberger Konferenz eröffnen, werfen die be­treffenden Staaten unsrer Ansicht nach offenbar ans eine' wohlweislich verlassene Situation zurück. Wir übersehen durchaus nicht, daß man sicherlich einen eigent­lichen Zollverein und nicht eine bloße Handelseinigung mit Verträgen zur Er­leichterung des gegenseitigen Verkehrs abzuschließen gedenkt; auch nicht die Be­deutung der Bedingung, daß wenigstens 10 Millionen Menschen auf dem selbst­ständig zu vereinigenden Gebiete seßhaft sein müssen. Man wird sich beeilen, für die vom Zollverein abgeschiedene Völkermasse in voller Stärke die Schutzzollmaß­regeln in Anwendung zu bringen, die man bedroht sieht oder vergeblich zn er­weitern suchte. Abgesehen davon, daß sich dann auch in Deutschland der Gegensatz