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wäre, nur dazu bestimmt, seinen Phantasiegebilden eine scheinbare Gestalt zu leihen. Wie schön ist die Natur! Aber für mich ist sie nnr eine Maske, die ihren Träger verbirgt, und die uns Nichts weiter sagt, als daß Etwas zu verbergen ist; und so ist für mich ihre wunderbare Schönheit nur die Schönheit einer Sphinx, die ihr entsetzliches Geheimniß in das Antlitz der Menschen lächelt." — Alle diese Einfälle dienen nicht gerade dazu, das dramatische Leben des Sücks zu erhöhen, aber sie sind an sich interessant und verrathen einen denkenden Geist.
Das zweite Stück: Athelwold ist dramatischer gehalten und anch mit Erfolg aufgeführt. Die Zeit, welche es behandelt, ist die nämliche, welche Taylor in einem der besten seiner Stücke darstellt, die Zeit des heiligen Dunstan, der auch hier wieder der Hauptheld des Stücks ist. Er ist das Gegenbild Crichton's, ein kalter Fanatiker für die Kirche, wie jener ein kalter Fanatiker für den Staat. Die Idee, für welche er strebt, ist eigentlich nnr eine Maske seiner persönlichen Herrschsucht. Die Mittel, deren er sich bedient, sind kleinlicher Natur, aber in seinem Charakter selbst liegt nichts Kleinliches. Die eiserne Energie, mit der er.auch in den Schleichwegen seinem Zwecke nachgeht, läßt vergessen, daß es Schleichwege sind. — Die Charakterschwäche und Lüsternheit des Königs Edgar giebt dieser Herrschsucht vollen Spielraum. Wir finden denselben im Anfang des Stücks im Verhältniß zu der schönen Edith, die er vor Kurzem aus einem Kloster entführt. Duustan tritt auf in dem einfachen Gewand eiues Beucdictiners, und gebietet ihnen zu scheiden. Der König gehorcht auch ohne viel Widerstreben, und erzählt dem Mönch, er habe viel von der Schönheit Elfridens, der Tochter Olgar's, gehört und habe seinem getreuen Athelwold den Austrag gegeben, sie, im Fall die Wirklichkeit dem Gerücht gleichkommt, sür ihn zu werben. Dunstan beschließt, diesen jungen Ritter, den einzigen, der ihm offen widersteht, für sich zu gewinnen. Er setzt ihm mit großer Kaltblütigkeit sein System aus einander, und es ist in dieser Erklärung eine gewisse Größe. „Ich habe die furchtbare Mission, die Schuld nnd den Irrthum in dieser Welt niederzuwerfen; ihr Kinder der Erde, die ihr höchstens nur eigene Sünde sühlt, dürft nur dem Priester eure Schuld und Reue bekennen, so empfangt ihr eure Vergebung und könnt unbelastet zur geschäftigen Welt wieder zurückkehren. Mir bleibt die Last eurer Uebertretungen, mir der ewige Schmerz um diese schuldige Welt, uud ich muß einem eifersüchtigen Gott von meiner sorgenvollen Verwaltung strenge Rechenschaft ablegen." — Athelwold wird nicht gewonnen, der Priester beschließt, ihn zu vernichten. -- Im, folgenden Act find wir in Olgar's Schloß. Elfride ist ziemlich ehrgeizig und hat eine geheime Sehnsucht nach der Krone. Sie ist aber so schön, daß sich der Abgeordnete des Königs selber in sie verliebt, und nach einigen heftigen Gefühlsconflicten zwischen Lehnstrene und Liebe den Entschluß saßt, sie für sich selbst zu werben und deu Köuig mit einem falschen Bericht zu täuschen. — Im dritten Act führt er diesen Vorsatz aus, er erzählt dem König, daß ihre Schönheit nicht der Rede werth sei, daß er ihm daher er-