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Partei in Preußen die traditionelle Legitimität - Politik der Regierung offen angegriffen worden; jetzt uach der Sicherung des neuen Vertrages haben diese Gemüthsneigungen in Preußeu viel von dem verloren, was sie gefährlich macht. Die Verhältnisse sind stärker als die Menschen. Trotz aller Bestrebnngen der Negierenden in Preußen, im Einklang mit Oestreich zu handeln, erweist sich dieö bei jeder brennenden Frage als unmöglich, der alte Kampf zwischen Union und Liga ruht nicht, auf jedem Gebiet der Interessen bricht er allen Wünschen der Herrscher zum Trotz mit der alten Lebhaftigkeit wieder hervor; jeder große Erfolg der einen Partei ist bis jetzt in kurzer Zeit mit einem Verlust derselben Partei bezahlt worden. Es gelang Oestreich im vorigeu Winter, die politischen Unionspläne Prenßens zn vernichten uud das militairische Ehrgefühl der Preußen in einer Weife zu demüthigen, wie dies ohne einen unglücklichen Krieg selten möglich sein wird. Und wieder die Folgen dieses Sieges, die Besetzung der Nordsee durch östreichische Truppen ärgerte den alten Herrn von Hannover, und trieb die aufs Aeußerste gefährdete preußische Regierung zum schnellen und geheimen Abschlüsse eines neuen Unionsvertrages. Wieder zwang dieser Vertrag, dessen Gebahren der östreichische Premierminister wohl erkannte, ihn dazn, seine Getreuen nach Wien zu berufen nnd wo möglich dort die Grundlageu eiuer audereu Vereinignng zu gewinnen, welcher einen Theil der deutschen Staaten von der gefährlichen Union loslösen und zn Oestreich hinüberführen soll. Wer zuletzt den Sieg behaupten wird, ist nicht mehr zweifelhaft.
Der Colonisationsverein zu .Hamburg von
' Viele Colonisationspläne und Answanderuugs-Vereine sind in Deuschland projectirt und eingerichtet worden. Nach Nußland, nach Ungarn, nach Kleinasien, vielleicht nach jedem Breitengrade des bewohnbaren Amerika's, nach der Südspitze von Afrika, nach Australien und dem Archipel riefen lockende Stimmen, trieben Vereine von Rhedern oder Capitalien, ohne daß es irgendwo der Thätigkeit solcher Vereine gelungen wäre, der Auswanderung eine Organisation, ja auch nur ein gutes Ziel zu geben. Gerade die Unternehmungen, welche mit dem größten Anlaufe unternommen wurden, haben am wenigsten gewirkt. Das Berliner Moskitoproject hatte das Mißgeschick, welches viele Uuter.nehmungen dieser emotionslustigen Stadt verfolgt, es erwies sich als unausführbar, und der adelige Texasverein mag den unruhigen Zeiten danken, welche ihm über die Verfolgungen des öffentlichen Anklägers, der Presse, weggeholfen haben, denn sein Geschäft war in mehrfachem Sinne ein schlechtes Geschäft. Wie er, so scheiterten auch andere Vereinigungen an den zwei alten Uebelständen: an mangelhafter
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