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Pariser Botschaften.
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das blos aus Hausdienern der buonapartistischen Interessen bestehen soll, einen eigenen Hof bilden, nnd dabei sich anstrengen, durch Bälle, Feste, Concerte und Aehnliches der Saison ungewöhnlichen Glanz zu verleihen. Durch die Circulation des Geldes uud den hierdurch für die Pariser erwachsende» Profit sollen diese Krämerseelen vollends gewonnen und den Petitionen snr's Kaiserreich zugewendet werden.

Destreiehs Hsolirnng.

Als Nenjahrsgeschenk für ihre Freuude im Kaiserstaate hat die östreichische Regierung ein Patent publicirt, dessen Bezeichnung auch dem entschlossenen Pnbli- cisten Verlegenheit bereitet. Es ist keine uene Verfassilng darüber ist man in Wien lange hinaus; es ist auch kein neues Organisatiousgesetz, denn es ist gar kein Gesetz, es ist vielmehr eine knrze, sast cavaliere Zusaminenstelluug von Negierungsansichten, welche in der geschäftsmäßigen Form von Paragraphen aus­gesprochen werden, und die Absicht haben, sich allmählich in Gesetze zu verwan­deln, salls nicht Etwas dazwischen kommt. Einzelnes ist charakteristisch: Die Schwur­gerichte werden aufgehobeu, die Öffentlichkeit der Gemeindeverhandlungen ist abzu­stellen, die Stiftung von Majoraten und Fideicommisfen zu befördern u. s. w. Dieses merkwürdige Patent derGrundsätze für organische Einrichtuugen iu den Kronländern des östreichischen Kaiserstaats" ist von einem andern Patent begleitet, welches die Märzcharte auch formell aufhebt. Es ist nicht schmerzlich, aber im­merhin höflich, durch einen Todtenschein die Welt expreß zu versichern, daß Jemand gestorben ist, der nie gelebt hat.

Das Interesse für östreichische Eiurichtungeu ist jetzt iu Deutschland, Süd- deutschland nicht ausgenommen, ein sehr geringes. Ueberhanpt ist die merkwür­dige und bedeutsame Beobachtung zu machen, daß die innere Trennnng Oestreichs von Deutschland um so größer wird, je mehr sich das Ministerium Schwarzenberg bemüht, die deutschen Staaten unter Oestreichs Hoheit zn concentriren. Alle diplomatischen Erfolge, alle militärischen Besetzungen gelegener Punkte an den Nordküsten, alle Offerten für Handelsverbindungen) kürz alles Marschiren und Jntrigniren hat bis jetzt nur die Folge gehabt, zu scheiden nnd nicht zn verbin­den. Ja gerade die gegenwärtige Regierung Oestreichs ist dazu bestimmt, die Trennung zwischen Oestreich und Deutschland, deren Nothwendigkeit im Jahre 4 848 zu spät gefühlt wurde, durchzusetzeu. Seltsames Schicksal'! Das Paria- lament zu Frankfurt und die volkstümliche Reform auf gesetzlichem Wege gin­gen daran zu Gründe, daß die Majorität der Paulskirche die Nothwendigkeit der radicalen politischen Trennung zwischen Oestreich und deu deutschen Staaten zwar ahnte, aber zu rechter Zeit zu fordern nicht den Muth hatte; uud jetzt hat ein östreichi­sches Cabinet umgekehrt die duukle, beäugstigeude Empfiuduug, daß Oestreich sich mit Deutschland vereinigen mnß, nm zu bestehen, aber seine Grundsätze und die Ver­hältnisse erlauben ihm nicht, diese Vereinigung verständig und energisch anzubahnen, nnd wie das Parlament von Frankfurt, 'wird auch der Todfeind desselben, das Cabinet Schwarzenberg, an dem Verhältnisse zwischen Deutschland nnd Oestreich zu Grnnde gehen.

Im Jahre 1848 nnd 1849 war die politische Trennung der deutschen Staaten und Oestreichs vielleicht dadurch durchzusetzeu, daß die Deputaten Oestreichs von der Paulskirche ausgeschlossen wnrden. Im Jahre 18S2 wäre die Vereinigung Beider nnr dann möglich/wenn die k. Negiernng im Stande wäre, den Kmserstaat für