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„Werth?" fragt der Jnspector, der nach einem scharfen Blick aus den Knaben gleich die wichtige Seite der Klage erfaßt.
„Den Werth, Sir? Gnt, Sir. Ich will sagen, acht Pence. Aber, Sir! heut' Nacht, Sir, gerade wie ich abschließen will, hör' ich, wie eine zweite Scheibe zum Teufel geht. Ich nicht faul,-Sir, schan hinaus, Sir, da rennt dieselbe kleine uixnntzige Creatur davon. Ich ihm nach, Sir, derwisch' ihn, Sir, und liefer' ihn an die Coustablers ab, Sir."
Der Junge zeigt uicht die geriugste Furcht oder Verlegenheit. Nicht einmal ein Zucken seiner schwarzen Augen, nennt auf Begehre» seinen Namen und seine Wohnung so bündig und geschäftsmäßig, als wenn ihm dergleichen täglich vorkäme, und folgt dem Pvliceman eben so resignirt in den seitlichen Holzverschlag, das provisorische Gefängniß.
„Ein so junges Kind, und schvu eiu ansgelernter Dieb!"
,,O, das sind die traurigsten Fälle, die uns vorkommen," bemerkte der Jnspector. „Es werden uns durch's Jahr an fünf- bis sechstausend Kinder zugeführt, theils solche, die sich verirrt haben, theils als Gefangene. Verbrechen unter Kindern uud bereu Vorläufer: Veruachlässigung dnrch die Aeltern, sind im Zunehmen begriffen. Diese Wahrheit können Sie ans allen unsren Stationen bestätigt hören."
Der verstorbene Wladyka von Montenegro.
Der Tod des interessanten Mannes, welcher den Grenzboten bereits öfters Veranlassung gab, die Aufmerksamkeit ihrer Leser ans die Zustände der westlichen Türkei und Dalmatiens zn lenken, hat die Redaction bewogen, von einem ihrer slavischen Frennde eine Charakteristik seiner Schriststellerthätigkeit zn erbitten, welche Dieser, ein persönlicher Freund des Verstorbenen und mit allen Verhältnissen der Felsenburg Montenegro vertraut, zu geben vorzüglich befähigt ist.
Wir Deutsche haben den kriegerischen Bischof mit Handjar nnd langer Feuersteinflinte mir ans Zeitungsnachrichten als unruhigen Nachbar der Oestreichs uud Türken, oder wenn wir in jenen Gegenden reisten, als gastfreien und liebenswürdigen Wirth in seiner wilden Umgebung kennen gelernt. Wenn er hier als Dichter eingeführt wird, so mag es nns, den kritischen, wol frei stehen, das Lob nüchtern zu fasseu, welches der serbische Nachbar und Freund ihm mit ganzer Seele zutheilt. Es wird genug übrig bleiben, um uns das seltsame Erdenloos dieses Sterblichen bedeutsam zu machen. Wir lassen unsren Korrespondenten sprechen:
„Der Manu, dessen Andenken diese Skizze gewidmet ist, war eine so