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Die Kriegszüge der Tyroler Schützen im Jahre 1848.
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Stubaier, die wie sie mit schwarz-roth-goldenem Banner ausgezogen. Diese hatten auch einen liberalen Feldcaplan, den Hilfspriester Anton Eberle, der später ihre Geschicke ausschrieb, und seines freien Sinnes halber viel Bitteres vom Brixener Consistorinm erleiden mußte. Vou Trieut aus führte beide mit einer Abtheilung Militär uud andern Schützen ans Zillerthal, Thaure uud Sterzing General, oder wie ihn schon früher seine Kaiserjäger zutraulich uauuteu,Vater" Noßbach, dem nunmehr das Obercommando der Schützen anvertraut war, uud zum Gedeihen ihrer Züge auch bis zum Ende blieb. Er beabsichtigte einen Streifzug iu's Val- sngana zur Herstellung der Verbindnng mit dem über Feltre anrückenden Nngent und reinigte vorerst mit einer Abtheilung das Seiteuthal Caldonazzo von einem Hansen Jnsnrgenten, die den Ausstand östlich von Trient verbreiten sollten. Sie stoben, obgleich mit zwei Bergkanonen versehen und um vieles stärker, als ihre Augreifer, in so wilder Flucht anöeiuauder, daß diese noch ihren warmen Kaffee tranken; um nichts ihren alten Rechten zu vergeben, wollten aber dieTvroler die Verfolgung nicht über die Landeögrenze ausdehnen. Einen Haufen von 2V0 wälschen Freischärlern führten drei Frati an und commaudirten mit dem Crucifix in der Hand. Dergleichen Beispiele von geistlichen! Heroismus waren keine seltenen. Dieselben Stubaier fauden sich bald nachher bei einem Ausfall aus Primolano vom dortigen Pfarrer mit wohlgemeinten Schüssen begrüßt, die er unter dem Regenschirm seiner Haushälterin eisrig über ihre Köpfe pfcifeu ließ; ein anderer Priester führte im Chorrock die Lancierö von Ampezzo au, uud erlag trotz dieser geweihten Armatur eiuer profauen Kugel, wie mancher Andere, der das Kreuz auf die Brust geheftet hatte, dasunüberwindliche", wie Tomascr meinte. Erwünscht wareu aber solche Vorfälle auch diesseits uicht, dcun der tyroler Baller unterschied null unwillkürlich zwischeu dem wälschen Clerns und seinemalten wahren Glauben."

Nach diesem kleiueu Ausflug giug es unmittelbar auf die Thalmündung von Primolano los, die jedoch bei der starkeu feiudlicheu Verschauzuug uud dem Mallgel äußerer Hilfe eine Zeit lang gesperrt blieb. Die Stubaier bildeten nebst einer Compagnie Linicntrnppen die änßerste Vorhut iu Tezze, erwiederten die Neckereien der Aufstäudischcu mit gutgezielten Kugeln, uud verkeilten ihnen bei einein Hand­streich auf die Anhöhe unter ihrem tapfern Hauptmann Pfnrtscheller einen Scchs- pfünder, deu sie über die Felsen uicht mitzuschleppen vermochteil. Nach ihrem Abzüge wirkteu die Junöbrucker Akademiker bei dem Unternehmen auf deu Paß Covelo mit, wobei ihnen von den in die Flncht gejagten Insurgenten ein neapo­litanischer Dreipfünder in die Hände siel, dessen Eigenthum sie als Siegestrophäe erhielten. Eine Ehrenrettung ihres Hauptmauues Aigner in der Schützenzeitung gegen die Verleumduug der Grödeer, daß es nur eine versandete Kanone gewesen, machte natürlich Aergerniß. Die zweite Compagnie der Innsbrucks Studenten streifte aufaugs ebenfalls durch's Thal von Caldonazzo, versah dann den lästigen

Grenzboten. IV. 1850. 104