Beitrag 
Friedrich Hebbel.
Seite
721
Einzelbild herunterladen
 

,, , - ^ ^ - . ^'MMtzM?-^ ,-,-^ 7 ^

F r i e d r i ch H e b b e l.

Der Nubin. Ein Mährchen-Lustspiel in 3 Auszügen. Ein Trauerspiel in Sicilien. Tragikomödie in 1 Auszüge. 1851, Leipzig, Geibel.

Seit der Recension, welche ich vor drei Jahren über Hebbel schrieb (Grenz­boten 18^,7, Heft 35), hat sich das Material zu seiner Beurtheilung nicht unbeträcht­lich vermehrt. Außer eiuer Reihe vou Gedichtcu, kleinen Novellen, politischen, ästhetischen, orthographischen Abhandlungen (z. B. über die tiefere Bedeutung des Semikolons), und den obenangeführten zwei Theaterstücken, sind noch zwei größere Dramen:Jnlia" undHerodes und Mariamne" erschienen, zum Theil ans der Bühne, und ein kleines Stück:Der Moloch." Weuu es auch zunächst nur meine Absicht ist, jene beiden Dramen genauer zn erörtern, so muß ich dabei doch anch ans die Gesammtthätigkeit des Dichters Rücksicht nehmen.

Jene frühere Kritik hatte den Fehler, daß sie unter dem ersten, unmittelbaren Eindruck eiuer mächtigen, aber incommensnrablen, widerspruchvollen Natur ge­schrieben war, uud daher mehr pathologisch als analytisch verfnhr; daß sie voreilig jene Anarchie des Wertes in die Seele des Dichters legte. Bei ruhigcrem Nachdenken, wenn man die Art des Prodncirenö aufmerksamer belauscht, ver­liert sich Manches von dem Schrecken, den jene Natur einflößt, aber auch freilich Mauchcs vou der Macht des Eindrucks.

Hcbbel's Fehler gehen mit seinen Verdiensten Hand in Hand, uud zwar so, daß, wenn ich die einen aufzähle, die auderu implicite dariu schon enthalten sind.

Einmal. In der Zeichnung seiner Charaktere läßt er sich niemals, weder dnrch Nachgiebigkeit gegen das Pnblicmn, noch dnrch eigne Bonhommie, verführen, von dem ursprünglichen Plane abzugehen; er behauptet eine unerbittliche Conse- quenz, uud man wird jeden Einfall, jede Empfindnng, jede Handlung, die er von ihnen darstellt, mit dem beabsichtigten Grnndton ihres Charakters in eine directe Verbinduug briugeu'uueu. Dies ist ein großes Verdienst, und nm so anerkennenswerther, je seltener es ist in einer Zeit, wo die Reflexion alle Be- Grcnzboten. IV. 1850. 91