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Die Musik in London.
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daß man auch etwas für die Hebung des Volkes thnn müsse und das Re­sultat dieser Erwägnngen war, daß man etwas nicht viel Besseres zu Staude brachte. Bedeutende Opfer sind gebracht worden, vortreffliche Engagements wnr- deu abgeschlossen, doch alles Gute wurde theils durch die Rücksichten, die die Unternehmer zuletzt doch auf den Geschmack der Masse nahmen, theils durch ihre eigeue Geschmacklosigkeit und Ungeschicklichkeit zerstört. In welcher Weise das Programm zusammengestellt wurde, wie lau Balfe die Direetiou versah, uud wie energielos er die ungeschickten Eingriffe der Concert-Unternehmer duldete, habe ich oben bereits berichtet. Einen heftigen Stoß erfuhren die Concerte schon vor ihrem Begiun durch den plötzlichen Tod Musard's. Musard war es eigentlich, der iu pecuuiärer Beziehuug das Uuteruehmeu stützeu sollte, weil er dem forcirten nnd affectirten Auftreten Jnllien'S dnrch noch größeres Forcircn und Affectiren die Spitze bieten konnte. Ihn mnßte nnn der phlegmatische uud uuscheiubare Labitzky ersetzeu, der, weuugleich uicht unbeliebt, doch nicht im Stande war, An­ziehungskraft zu üben. Aber etwas mnßte doch geschehen. Iullieu hatte eiue Quadrille: Uio grout exlüdMon (Ausstellung) angekündigt; folglich mnßte für die National-Concerte etwas AehnlicheS componirt werden. Labitzky erhielt den Auftrag, eineQuadrille aller Natioueu" zu schreiben. Das war nnn ein Mach­werk, das in Berlin nicht bis zn Ende würde angehört werden, es müßte deuu iu Localen der uutergeorduetsteu Gattung sein; iu London wnrde drei Wochen hintereinander täglich uuter dem Jubel des Publicums aufgeführt. In dein ersten Satz war das Ooä save tdo (laeon, in dem zweiten die russische Volkshymne n. s. w. zu deu verschiedeueu Quadrilleu-Nhythmeu verarbeitet; da­zwischen kamen Variatioueu für einzelne Instrumente. Iu dem letzten Satz end­lich waren alle verschiedenen Themen nicht etwa zu eiuem Gauzeu durchgearbeitet, souderu herausgerissene Stücke bald ans diesem, bald aus jeuem, wareu wie Lappeu au ciuauder gehängt; kleinere Orchester ivareu auf der Gallcrie vertheilt, um die Ueberraschuug zu vermehreu; eudlich faud Alles seiueu Abschluß iu dem Koä savL U>o ciukLn, das zuerst vou Solostimmeu, dauu vom Chor, dann von Chor und Orchester unter dem Douuer vou etwa 2030 Trommeln ausgeführt wnrde. Das gauze Publicum erhob sich, warf zur Abwechselung die Hüte in die Höhe, prügelte einige Widerspenstige, die ihre Hüte nicht abnehmen wollten, dnrch, nnd nach dieser allgemeinen Aufreguug fühlte es sich gestärkt geuug, um mit leidlicher Ruhe eiue Arie von Sgna. Angri oder einen Gesang des DomchorS anzuhören.

In Betreff der Sololeistuugeu führteu uuö die Natioual-Conccrte durchaus uichtö Ausgezeichnetes vor. Daß das Orchester die Mittel hatte, um Vorzüg­liches zu leisten, aber weit hinter dem, was leisten konnte, znrückblieb, habe ich bereits oben erwähnt. Daö einzige in künstlerischer Beziehnng wahrhaft Hervortretende waren die Leistungen des Berliner DomchorS, von dem