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Was die Tschechen uns danken.
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Im Nordwesten breitete sich das mächtige Deutsche Reich aus. Der ganze nördliche Teil gehörte den Preußen. , Die Preußen waren seit jeher ein rohes Volk, welches beständig seine friedliebenden Nachbarn beunruhigte und sich nach allen Seiten ausbreitete. Im Jahre 1870 überfiel Preußen Frankreich und raubte ihm Elsaß-Lothringen. Der preußische König wurde Kaiser von Deutsch­land. Von der Zeit an waren die Deutschen die größte Kriegsmacht. Als sie dann in allen Weltteilen Besitzungen und Kolonien erwarben, wurden sie stolz, daß sie die ganze Welt beherrschen wollten. Sie bereiteten sich zum Kriege vor, um Rußland, England und Frankreich zu unterjochen. Ihre Fabriken erzeugten unzählige tausende Kanonen und Gewehre, ihre Flotte hatte Hunderte von Kriegs- und Handelsschiffen... Der Krieg mußte kommen und kam. Deutsch­land und Oesterreich fürchteten, die vereinigten Mächte könnten sie in den Kriegs­rüstungen einholen, und hetzten zum Kriege. Oesterreich, von Deutschland an­gestiftet, intrigierte gegen Serbien, die deutschen und ungarischen Zeitungen beschimpften die Serben. Eine unerwartete Folge dessen war das Attentat auf den Thronsolger vom 23. Juni 1914 in Serajewo. Für diese Missetat beschul- digteu die Deutschen und Ungarn mit Unrecht das ganze serbische Volk. Sie überredeten leicht Kaiser Franz Joseph zur Kriegserklärung, 28. Juli 1914 . . ."

Es erscheint angesichts der plumpen Anpöbelung derPreußen", d. h. natür­lich Deutschen, angebracht, an einige Tatsachen zu erinnern.

Der unbestritten größte tschechi'che Geschichtsschreiber ist Franz Pa- lacky (17981876), von den Tschechender Vater der Nation" genannt und jahrzehntelang als ihr oberster Führer anerkannt- Er verdankte (wie Ja- kubec in seiner Geschichte der tschechischen Literatur, Leipzig 1907, S. 183 fest­stellt) seine wissenschaftliche Bildung in erster Linie den Deutschen Kant, Herder. Schiller, Fichte, Jacobi, Luden, Rotteck, Iahn. Bei Abfassung seiner Geschichte von Böhmen" (Prag 1836 ff.) hat. ihm, wie er selbst sagt,nur das Wohl und Webe des tschechischen Volkes als Leitstern und Richtschnur gedient". Trotzdem blieb er im ganzen sachlich. So schreibt er u. a.:Böhmen, das noch keinen eigenen Bischof hatte, konnte jetzt (im 10. Jahrhundert) nur aus und über Deutschland Priester und Prediger des Evangeliums erhalten und somit auch aller Wohltaten der christlich-europäischen Zivilisation teilhaftig werden. So hohen Interessen gegenüber durfte die Rücksicht auf die politische Unabhängigkeit des Landes bei Herzog Wenzel um so weniger in Anschlag kommen, als er durch Anschließung an Deutschland selbst neuen Schutz gegen die fortwährend ihn bedrohenden Madjaren zu erlangen hoffen konnte. Darum hielt er auch stets fest an Heinrich I." (I, S. 20ö.)Zum ersten Bischof Böhmens wurde ein sächsischer Mönch namens Ditmar gewählt , . ." Er erwies sich als ein frommer, tätiger und kluger Kirchenfürst. (S. 229.) Sein Nach­folger Woytech (Adalbert) hatte seine höhere Bildung in Magdeburgvon Otherich, einem durch Gelehrsamkeit ausgezeichneten und in ganz Deutschland hochgeachteten Mann", erhalten. (S 234.)Die neuen Ansiedler in den Städten waren, wo nicht insgesamt, doch größtenteils aus dem nordwestlichen Deutsch­land und den Niederlanden (die bekanntlich bis 1648 zum Deutschen Reich gehörten) einwandernde Kolonisten. . . Diese Auswanderung, die seit der Mitte des 12. bis tief ins 13. Jahrhnndert hinein fortdauerte, nahm nach und nach alle slawischen und ungarischen Länder vom Baltischen Meere bis zur unteren Donau strichweise ein und erwies sich insbesondere durch Ausrodung der Wälder und Anlage neuer Dörfer an den Grenzgebirgen des Landes nützlich und heil­bringend. Unter Qttolcir II. wurden ... D e u t f ch e i n M a s s e angesiedelt. . .