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muß von ihnen ausgehen. Denn nur ein freiwilliges, aus tiefster, innerster Ueberzeugung herrührendes Anfchlußbedürfnis wird Glauben auch bei den ehemaligen Feinden finden. Was deutsch ist, muß zusammenkommen, so weit es geographisch zusammengehört.
Deutschlands WasserstrahenverKehr vor einer Wendung.
Von Franz W o a s.
Auch die Seehäfen nähme man uns gern. Und man hat sie uns auch zum Teil genommen; denn der Friedensvertrag verbietet uns ermäßigte Frachtsätze der Eisenbahnen für sie. Was ist das aber anderes, als eine teilweise Wegnahme? Was Wunder, wenn sich Deutschland da anders zu helfen sucht! In der Verbesserung der Wasserstraßen liegt die ersehnte Hilfe; und es wird das eine tatsächliche, keine künstliche Hilfe wie bei den ermäßigten Frachtsätzen, da solche Ermäßigung doch nur auf Kosten des allgemeinen Verkehrs möglich war; denn die Wasserstraßen führen an sich, auf dem natürlichen Wege, die Ermäßigung herbei.
Freilich kaun man den Eisenbahnwe-g nicht durchweg und ohne weiteres durch einen gleichlaufenden Wasserweg ersetzen. So einfach liegen die Dinge nicht. Vielmehr gibt es eine Umgestaltung; aus geraden Linien werden unter Umständen Zickzackwege werden. Ja, noch mehr: es kann Wohl sein, daß sich unter dem Druck der neuen Verhältnisse ansehnliche Verschiebungen im Verkehr einstellen; ganze große Industriegebiete können in der bisherigen Gunst der Lage bedroht werden; vielleicht muß der gesamte Verkehr Deutschlands mit seinen Nachbarländern und dem weiteren Auslande eine völlig andere Richtung annehmen.
Daß sich bei mehreren der neuen Kanäle immer alles um die Donau dreht, gibt zu denken. Sollte eine Schwenkung des Verkehrs im Wege sein? Ein Verlassen der alten Richtung nach den europäischen Nordhäfen zugunsten des Donauweges, der ja noch viel älter ist?
In Bremen, Hamburg, Lübeck scheint das niemand weiter zu fürchten; denn von dort aus unterstützt man die neuen Kanalpläne auch soweit, als sie an die Donau anknüpfen. Mit Fug und Recht! Denn schließlich, bedeutet oas für alle diese Häfen nicht eine großartige Erweiterung ihres Hinterlandes? Bis an den Fuß der Alpen wird es damit ausgedehnt. Und wenn zugleich auch — dank der Donau — für Deutschland ein neues Seetor am Schwarzen Meere aufgestoßen werden sollte, was tut's? Um so kraftvoller wird sich dünn im deutschen Binnenlande der Verkehr entwickeln, um dann, je nach Wahl, nordwärts oder südwärts zu gehen.
Eine unmittelbare Gefahr droht also den großen deutschen Seehäfen von der Donau her gewiß nicht. Immerhin ist es für sie von Bedeutung, in welcher Art das neue Kanalnctz, das in der Entwicklung begriffen ist, zur Durchführung kommt; und mit den deutschen Seehäfen ist auch ganz Deutschlands aufs stärkste an dieser Frage beteiligt; denn sein gonzes Wohl und Wehe hängt davon ab, daß die Häfen so rasch wie nur möglich zum mindesten auf den alten Stand kommen. Den Luxus, den sich Deutschland früher erlaubt hat,