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Poincarè, eine Gefahr für Eropas Frieden.
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langsam kommt es zu der Ueberzeugung, daß bei Frankreichs Politik letzten Endesder Hase im Pfeffer liegt". Unter diesen Umständen bedeutet das Auftauchen von Mr. Pomoars alles eher als ein vertrauenserweckender Ausblick in die Zukunft. Aller Wahrischeinlichkeit nach werden damit die Ereignisse katastrophal beschleunigt werden, und es wird eine englischeEr­lösung" kommen; diese aber doch nur in dem Sinne wie das Auftreten einer akuten Krise eine Erlösung in einer sich monatelang hinschleppenden Krankheit bedeutet.

Seit den ersten Taigen des Wasfenstillstandes ist Mr. Poincars der Lenker und BelKter des neuen französischen Nationalismus gewesen. Er hat mit argusäugiger nie rastender Wachsamkeit die Tätigkeit der fran­zösischen Negierung verfolgt und überwacht, und aus dem Schatten, in dem er stand, heraus, hat dieser Cato französischer Politik Minister, Premiers nnd Präsidenten terrorisiert, sobald sie auch nur den Versuch machten, mit sentimentalem Internationalismus Kompromisse einzugehen. Der Sieg der Alliierten über Deutschland wurde von Poinearü als willkommene Ge­legenheit zur Verwirklichung von Plänen begrüßt. Seinen Zynismus alten Stils hat er sich me umnebeln lassen von dein Traume, man dürfe Frankreichs Sicherheit irgend einemSystem von Weltfrieden" anver­trauen. Sein Auge blieb fest gerichtet auf die sine große Möglichkeit, Deutschland zu ruinieren. Wer so wie sich die Verhältnisse ent­wickelten, ergab sich für den scharf beobachtenden Poincars in seiner ein­fachen Formelvsliziula, est La.rtIig.Av" doch ein kleiner verhängnisvoller schwacher Punkt. Sechzig Millionen Deutsche können wirklich nicht so ohne weiteres und mit Aussicht auf Erfolg zum Ruin geleitet oder dauernd niedergehalten werden in einem Europa, in dem die Streitigkeiten und Eifersüchteleien von Dutzenden von alten oder neu erstandenen Nationen Verbrüderungen und Verbindungen aller Art möglich machen. Wenn die Sicherheit Frankreichs und der Friede Europas sich wirklich und aus­schließlich auf militärische Grundlagen stützen sollen, dann gibt es nur eine Antwort, nur eine Formel: Frankreich muß herrschen,' herrschen nicht bloß über Deutschland, sondern über ganz Europa. Diese Art europäischen Friedens hat schon Napoleon erstrebt. Hinter den letzten drei Premiers hat Mr. Poincar« gestanden wie ein Ge­spenst, den Finger dauernd gerichtet auf das vor ihnen liegende Problem. Als Mr. Millerand Premier wurde, wagte er es nicht, trotzdem er früher zu den Liberalen gezählt hatte, auch nur den Anslug einer Neigung zum Liberalismus zu bekunden. Als ich davob einer bedeutenden französischen Persönlichkeit gegenüber meine Ueberraschung zum Ausdruck brachte, wies er aus Mr. Poincarü und sagte:Mr. Millerand hatmitgemacht" bis zum letzten i-Punkt, und er wurde Präsident. Mr. Briand hatmitge­macht" bis er glaubte, stark genug zu sein, Mr. Polincars und der Mili­taristengruppe den Absagebrief reichen zu dürfen. Dann bewegte er sich vorsichtigen Schrittes dem Kompromiß entgegen und ex frei. Jetzt will Poincars die Aufgabe selber lösen."

Trotzdem Mr. Poincars beim Volke nicht beliebt ist, scheint er doch hinreichende Unterstützung zu finden, um seine ultra-nationalisti!sche Politik durchführen zu können. Frankreichs Volk befindet sich m einer eigen­artigen Stimmung. Es lechzt nach Frieden und Glück; die Enttäuschung über die letzte dreijährige Politik seiner Regierung ist stetig im Wachsen. Das