Die Grenzboten
Politik, Literatur und Kunst
81. Jahrgang, 20. Mai 1922 Nummer 19
Poinears, eine Gefahr für Europas Frieden.
Von Pierrepout B. Noyes.
Ins Deutsche übertragen von Dr, Badbcrg.
Dieser Aufsatz erschien zuerst im Editorial der New Uork „World" vom 5. Februar 1922. Verfasser ist der frühere amerikanische O v e r k o m m i s s a r in der Rheinland- kom Mission, Pierrepont B. Noyes, der in> Svmrner 1920 wieder nach Amerika zurückgekehrt ist. Er ist bekannt als Leiter und Besitzer der wegen ihrer musterhasten sozialen Einrichtungen weit über die Gvmzcm Amerikas genannten Onc-i^r Oummmnt.;' (Fabrik für Sivberwaren) und seine Betätigung auf Volkswirt« schastlichem Gebiete. Mit Präsident Garfie-ld vom Williarns College trat 'er 1917 in die amerikanische Kohleukommission ein. Als solcher wuride er später uoch Frankreich geschickt und hat dort in verschiedenen Kamniissionen, die bei den Friedensverhandlnngen zusammengesetzt wurden, mitgearbeitet, bis er als amerikanischer Obcmkommissar in das Rheinland kam. Er ist der Verfasser des Buches: „^Vbils Duropo vs-its tor ?vÄ0o" das starkes An-fsehen erregt hat/")
Die Wahl Mr. Poincarüs zum Ministerpräsidenten Frankreichs kommt als eine d^er unangenehmsten und entmutigendsten Ueberraschrmgen für alle diejenigen, die nach drei Jähren ständiger Enttäuschung kürzlich Grund zu haben glaubten, endlich hoffnungssvendig in eiüie bessere Zukunft schauen zu können. Amerikas Volk sehnt sich nach dauerndem Frieden und nach der Wiederherstellung normaler Verhältnisse. Es hat niemals verstehen können, weshalb hier eine Verzögerung eintrat; und obgleich es sich dauernd und krampfhaft bemühte, seine traditionelle Freunidschaft für Frankreich zu bewahren, gehen ihm doch jetzt allmählich die Augen aus, und
*) P. B. NoyeS „Wo Europa doch des Friedens harrt". J-ns Deutsche übertragen von Regicrungsrat Dr. Avpclmaun Verlag Eugelmaun, Berlin.