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Revolutionäre Arbeiterpoesie.
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Ernst Toller, der aus der Schreckenszeit Münchens bebannt gewordene junge Dichter, kommt mit folgenden Strophen zu Worte:

Ein Gefangener reicht dein Tod die Hand. (Aus Nr. S vom 3. II. 22.)

Erst hörte man den Schrei der armen Kreatur, Dann poltern Flüche durch die ausgescheuchten Gänge, Sirenen singen die Alarmgesänge, In allen Zellen tickt die Totenuhr.

Was trieb dich, Freund, dem Hein die Hand zu reichen?

Das Wimmern der Gepeitschten? Die geschluchzten Hungerklagen?

Die Jahre, die wie Leichcnratten unsern Leib zernagen?

Die ruhelosen Schritte, die zu unsern Häuptern schleichen?

Trieb dich der stumme Hohn der leidverfilzten Wände, Der wie ein Nachtmahr unsre Brust bedrückt? Wir Wissen's nicht. Wir wissen nur, daß Menschenhände Einander wehe tun. Daß keine Hilfebrücke überbrückt Die Ströme Ich und Du. Daß wir den Weg verlieren Im Dunkel dieses Hauses. Daß wir frieren.

Ernst Toller.

Man wivd zugeben müssen, dos; auch dieser Text im Grunde genommen mir aufreizend wirkt und zur Züchtung umstürzlerischer Gedanken beiträgt.

Die gauze unsinnige Überheblichkeit des Arbeiterstcmdes und das widerwärtige Umschmeicheln der Männer von der sogenannten schwieligen Faust kommt schließlich in einer Probe wie Vie folgende zum Ausdruck:

Wir Arbeiter. (Aus Nr. 3 vom 2 l, 1.21.)

Wir sind ein groß' gewaltig' Heer

Mit starken straffen Sehnen, mit Fäusten groß und schwer.

Und unser Blut-kreist ruh'los wies Meer Durch alle Adern dumpf und schwer.

Gleich Zügen auf eisernen Brücken Die schwersten Lasten aus uns drücken.

W?r haben den singenden Draht um die Erde gelegt, Darüber man nun fährt in sicherem Behagen.

Wir habn den singenden Draht um die Erde gelegt, Durch den sich das Wort wie der Blitz bewegt.

Wir haben oen Blitz in den Draht gezwängt, Wir haben die größten Berge durchsprengt.

Wir haben die Erde durchfchürst und durchwühlt,

In Schranken gelegt das Meer, das den Damm bespült.