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Die Wirksamkeit der österreichischen Kredithilfe
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mungen der Mieterschutzgesetze nahezu gar nicht betroffen werden. Man redet in letzter Zeit am meisten vom Beamtenabbau und singt damit ein Lied, das uns schon nachgerade zum Ueberdrusse iu den Ohren tönt. Aber auch hier Wird die Rechnung so ziemlich ohne den Wirt gemacht, da die Anhäufung der vielen Beamten in Oesterreich in Wirklchket nichts anderes ist als eine andere Form der Arbeitslosenunterstützung und weil der Staat im Augenblicke des Abbaues seiner Angestellten dafür umsomehr oder im selben Maße an Pensionen oder Arbeitslosengeldern auszahlen müßte. Die Voraus­setzung der Ermöglichung eines ersprießlichen Beamtenabbaues wäre indessen eine grundlegende Erneuerung der Verwaltung, eine Vereinfachung der massen­haft gehäuften Gesetze und Verordnungen, gedeihliche Einführung hinsichtlich des Dienstes in allen Aemtern und die Ausnützung der Arbeitskräfte, soweit dies möglich ist.

Wenn in Oesterreich von Ersparnissen und Umwandlungen der bisherigen Wirtschaft geschrieben wird, so findet man auch oft die Forderung vertreten, daß die Staatsbetriebe aus ihrem dermaligen ständigen Wirtfchafts- abgange herauszuführen seien. Wohl haben wir diese Forderung längst wie eine Binsenwahrheit als richtig erkannt, aber noch niemand hat uns bisher die Wege zu weisen gewußt, die zu diesem Ziele führen könnten. Indessen geht der Staat daran, auch weiterhin seine Gebühren und die Einkünfte aus Post und Eisen­bahn durch Erhöhung aller Preise dieser staatlichen Einrichtungen emporzu­schrauben und glaubt damit die Fehlbeträge im Jahresabschluß decken zu können. Aber auch hier steckt leider ein Fehler in der scheinbar so vernünftigen Rech­nung, da sich alle staatlichen Gebühren nur bis zu einem gewissen Ausmaße erhöhen lassen. Werden beispielsweise die Postgebühren weiter emporgetrieben, so wird sich binnen kurzem die Grenze des Leistungsmöglichen einstellen, die Staatsbürger werden notgedrungen die Benützung der staatlichen Betriebe auf das Allernotwendigste einschränken und weitere Erhöhungen bringen eher größere Abgänge als die erwünschten Einnahmen.

Auf diesem Wege versucht man den Jahresvoranschlag des Staates ins Gleichgewicht zu bringen. Im vergangenen Jahre 1521 betrug der Abgang die hübsche Summe von 120 Milliarden, Man hofft nun allerdings mit Anspannung aller Kräfte und nach Anwendung aller denkbaren Mittel auch Kiese Lücke auszumerzen. Es gehört aber fürwahr ein kindlich gläubiges, naives Gemüt dazu, zu meinen, daß solche Riesensummen, wie sie in unseren Büchern überall auf der Schuldenseite stehen, aus eigener Kraft gedeckt wenden könnten.

Bnndespräsident Hainisch hat uns erst kürzlich wiederum die alten Schlagworte vom Arbeiten und Sparen als Heilmittel gepriesen; dabei hat er aber noch auf ein Drittes hingewiesen, nämlich auf die Eindämmung des Genusses geistiger Getränke. Es ist gewiß eine richtige Erwägung, wenn man in der heutigen Zeit und Not die Einfuhr aller irgendwie ent­behrlichen Gegenstände verhindert, worunter sich auch die in ziemlich großen Mengen eingeführten geistigen Getränke befinden. Ein günstiger Handelsab- schluß würde es bedingen, daß nur die notwendigen Rohstoffe ins Land gefühvi werden, alles UebcrMssige von der Einfuhr ausgeschlossen bliebe, während nur Fertigwaren aus dem Lande ausgeführt werden dürften. Aber auch hierin zeigt es sich, daß es oft gar einfach ist, einen Grundsatz auszusprechen, schwer aber, ihn auch zur Durchführung zu bringen. Mit dem Ausschluß der geistigen Getränke verlören wir nämlich einen unserer einträglichsten Steuergegenstände. Sollte wirklich ein Vevgnügungs- und Alkoholverbot iu Oesterreich durchge-