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sachkundigen Darlegungen über die strategische Überlegenheit Frankreichs über daS „entinselte" England vermöge des Unterwasser- und Luftkrieges. Es scheint nach diesen Darlegungen der Zeitpunkt nicht allzu fern, da sich England an den seit langem aufgegebenen, aber früher mehr als ein halbes Jahrtausend lang gültigen Grundsatz, in Frankreich seinen gefährlichsten Gegner zu sehen, wird zurückgewöhnen müssen.
Von deutscher Not und deutscher Zukunft.
Gedanken und Aufsätze von v. Hermann Jordan. A. Deichertsche Verlagsbuchhandlung Dr. Werner Scholl, Leipzig. Erlangen 1922. M. 20.—.
Der auch unsern Lesern bekannte nationale Publizist vereinigt hier Aufsätze, die er Von 1916 bis 1921 an verschiedenen Orten veröffentlicht hat. Eine Politisch-geschichtliche Erkenntnislehre und eine nationale Ethik.
Josef Lulas, Deutschland und die Idee des Völkerbundes. Münster i. W. E. Ober- tüschens Buchhandlung Adolf Schnitze. Der Verfasser, Professor an der Universität Münster, tritt für den idealen Völkerbund im Sinne einer Synthese von Macht- und Rechtsgedanken ein und unterzieht in diesem Sinne den Völkerbund in ssiner jetzigen Gestalt und damit auch den Versailler Vertrag einer gründlichen Kritik. Mehr professoral als politisch, und wenn auch sympathisch, so doch stark theoretisierend.
Johannes Fischart (Erich Dombrowski), Köpfe der Gegenwart. Dritte Folge, das alte und neue System. Berlin W,, 1920, Oesterheld u. Co. M. 25.-. Der geistreiche, Packende Essayst, als Künstler und Stilist dem artverwandten Maximilian Horden weit überlegen, läßt auch in dieser unvermindert würzigen dritten Sammlung keck dramatisierter Profile von Männern unserer Zeit aufs stärkste bedauern, daß er nur ein leoenssprühender Beobachter des Vordergrundes, aber kein in die Wurzel- Verflechtung der Individuen mit ihrer Zeit, Nation und Kultur eindringender Geschichtsschreiber ist. Aber wenn wir ihm auch selten zustimmen, wenn er auch Politisch mehr schadet als nützt, er ist ein Schilderer von seltenen Gaben.
Unser gutes Recht. Eine Übersicht über die Schuldfrage. Als Manuskript gedruckt. Arbeitsausschutz deutscher Verbände, Berlin, NW. 62.
Wer seinen Bekannten im In- und Auslande eine gedrängte Widerlegung der Verleumdungen, welche die Entente, Kautsky, Eisner und alle sonstigen Feinde und Ver
räter gegen das „schuldige" Deutschland ausgestreut haben, geben will, findet in dieser unter einem neutralen Geschichtsforscher (dem Schweizer Dr. Sauerbeck) ausgearbeiteten Flugschrift das geeignete Material.
H. Loisea«, I^e psn^ermÄnisme. Le c>u'il tut — ee qu'il est. Paris, Payot, 192 l. Fr. 4.—.
Der Verfasser, Toulouser Universitätsprofessor für Deutsch, bemüht sich nachzuweisen, daß der deutsche Charakter geschichtlich und psychologisch nicht umhin könne, brutaler EroberungSgier nachzustreben. Er stützt sich auf eine Fülle französischer Borarbeiten ähnlicher Art, sowie auf unfreiwillige deutsche Mitarbeiter, ein paar überspannte Narren mit Ansdehnnngsphantasien, wie sie in jeder Nation vorkommen, und eine größere und nock schädlichere Anzahl spezifisch deutscher Verständignngsnarren, welche jene anderen Narren dem Ausland als „typisch deutsch" denunzierten. Die Lektüre des Loiseauschen Geschichtsbildes ist für jeden deutschen Politiker in mehr als einer Hinsicht sehr wertvoll.
Das SelvstvestimMUNgsrecht der Deutsche».
Unter diesem Sammeltitel ist, herausgegeben für den Ausschuß für Minderheiten durch Johanna Tiedje, im Verlage H. N. Engelmann, Berlin, eine Schristenfolge erschienen, die als Einführung in Minderheitenprobleme und als Handwerkszeug nnd Materialsammlung jedem politisch Interessierten hoch willkommen sein wird. Als Gesamteinleitung gewissermaßen dient Heft 1: „Grundgedanken des Rechts der nationalen Minderheiten" von Kurt Wolzendorff, das die rechtsphilosophischen und völkerrechtlichen Grundsätze des Minderheitenrechts erörtert. Eine Sammlung der schon bestehenden wichliqsten Gesetze und Gesetzentwürfe bietst Heft '2: „Das Recht der nationalen Minderheit" von Franz Bordihn, der damit ein nicht immer leicht zugängliches, aber wichtiges Material in handlicher Form darbietet. Von grundlegender Bedeutung für die Rechtslage im Osten ist Heft 3. „Danzig, sein Verhältnis zu Polen und seine Verfassung" von O. Loening, der bei der Abfassung der Danziger Verfassung als Sachverständiger matzgebend gewesen und demnach der beste Kenner der Materie ist. Sehr wichtig ist Heft 4: „Staatsgrenzen und Kirchengrenzen", eine Studie zur gegenwärtigen staats- und kirchenrechtlichen Lage des Protestantismus von Divelius, während im 6, Hefts „Deutschland und Deutschösterreich" Nud. Laue mit vortrefflichen Argumenten für den Zusammenschluß eintritt und alle Befürchtungen gegen den An-
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