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Bücherschau : Schöne Literatur
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Vücherschau

Schöne Literatur

Das Totenlodcrn. Ein Phantastischer Roman von Andreas Igel Richter. (Leh- mannschs Verlagsbuchhandlung, Dresden. Geb. M, 25..)

Mit ungeheuerlicher Phantasie ironisiert Igel Richter Fanatismus, Geldgier, blut­rünstiges Henkertum, Weibertollheit und Männerroheit der Masse Mensch, indem er einem grotesken Narren den Einfall gibt, Gräber zu öffnen und Gestalten längst ent­schwundener Epochen zu neuem Leben zu erwecken. Im grausigen Kamps mit einer dummen und frivolen Gegenwart sterben die Erweckten einen zweiten Tod. Voltaires Ironie satanisch übertrumpft und E. T. A. HoffmcmnS Spukträume fteberisch verzerrt. Aber im lebt ein Meister.

Der Antichrist. Ein Roman von Jules Siber. (Verlag Morawe und Scheffelt, Bern.)

Seit seinem geistreichen Paganini-Noman war Siber, der Geiger, schriftstellerisch etwas in den Hintergrund getreten. Er ist heute einer der glänzendsten Vertreter des Mysti­cismus und meistert die Sprache mit Virtuo­sität. Den heiklen Stoff, Christus seiner Göttlichkeit zu entkleiden und die Menschen um ihn in allen irdischen Trieben zu ent­hüllen, bewältigt Siber mit dichterischer Großzügigkeit.

Die Reise ins Blaue. Erzählung von Wolf­gang Goetz. (Hyperionverlag, München,) Eine köstliche kleine Geschichte, in der Goetz Größe und Allzumenschliches Napoleons mit kecken Federstrichen zeichnet und das St. Helena des großen Korsen für wenige Tage in den Bannkreis dreier kleinen Londoner Dirnchen zieht. Mit dem feinen künstlerischen Takt eines Dichters geschildert, der seinen Stil an Jean Paul geschult hat und der reich an lustigen Einfällen ist. Auch im andern, uns vorliegenden Buch Das wilde Säuseln" (Sivyllen-Verlag, Dresden) lacht etwas von Raabe, schießt Jean Paul Kobolz und freut sich Otto Erich Hartleben, der dem Geschehen dieses Buches am nächsten steht, Der stille feine Lan'd- Pastor, der nach einem Menschenalter wieder einmal seine alte Musenstadt zum Stiftungs­fest desJbykuS" aufsucht, wird bei Goetz durch tausend Gefahren der Großstadt mit einem so gütigen Lächeln begleitet, daß man in Goetz den künftigen Meister deutschen Humors erkennen zu dürfen glaubt.

Der Wanderer ohne Weg. Roman von August Hinrichs. (Verlag von Quelle und Meyer in Leipzig. Geh. M. 16..)

Hinrichs Wanderer findet nach tiefen Enttäuschungen den Weg zur Höhe reinen Menschentums. Liebe und Glückssehnsucht klingen in starken Tönen durch dieses Buch' dessen Verfasser zu den bemerkenswertesten Gestaltern unter den neueren deutschen Er­zählern gehört.

Das Zeichen der Malayen. Der Filmroman

eines Privatdetektivs von CarlHeinzB o e se.

(Verlag Dr. Eysler u. Co., Berlin.) Es ist nichts sonderlich Neues an nud in diesem Roman, der zum Unterschied von andern tausend Filmromanen nur in guten: Deutsch geschrieben ist. Meine Schuld, meine große Schuld. Roman

von Margarete Böhme.(VerlagDeutsche

Buchwerkstätten, Dresden.) Frau Böhme hat ihren Leserkreis. Ein bißchen Sentimentalität, ein wenig Kitsch und einiger Schwung in der Darstellung, vermischt mit Tönen echter Weiblichkeit und kleinen Abschwenkungen ins Psychologische und das neue Frauenschicksal, das der Böhme- Anhänger erwartet, ist fertig. Die zweite Heimat. Ein Zeitroman aus dem

Memellande von Alfred Katschinski.

(Deutsche Landbuchhandlung G. m. b. H.,

Berlin. Geb. M. 32..) Ein ganz ausgezeichnetes Buch, mit tiefster Heimatliebe geschrieben. Ein Kulturdokument und Wegweiser zum Verständnis des Meuiel- landes, das volkskundlich erschlossen wird. Man hat immer das bedauernde Gefühl, daß derartige Heimatromane vor dem Kriege hätten geschrieben werden müssen, damit den Deutschen stärker zum Bewußtsein kam, daß außer Berlin, Rheinland und Schlesien noch anderes deutsches Land und andere deutsche Scholle deutschen Menschen gehörte. Kat­schinski sollte im deutschen Bücherschrank einen Ehrenplatz erhalten.

BübK vom Montparnasse von Charles Louis Philippe. (Kurt Wolff Verlag, München.)

Ein heikles, in vieler Augen ein gar an­stößiges Thema von einem Nachfahren des greisen Anatole France geschrieben. Wenn Wolff-Verlag auch unbestrittene Verdienste hat, so gehört doch Philippe nicht zu seinen notwendigsten Entdeckungen. Da freut man sich mehr über

Rumpelstilzchen: Berliner Allerlei. (Verlag der Täglichen Rundschau, Berlin. Ge­heftet M. 24., Halbleinen M. 30..) Auch ein Kulturdokument; aber eins der glänzendsten und geistreichsten der aller- jüngsten Epoche. Der Verfasser ist nicht

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