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W. Köhlers Intelligenzprüfungen an Menschenaffen
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O. G. von Wesendonk

wahrscheinlich in den meisten Fällen die Leistungsfähigkeit dieser höchstbegabten Tiere übersteigen. Sogar der kluge Sultan war nur mit größter Mühe dazu zu bringen, die in einem anderen Zimmer befindliche Kiste als Hilfsmittel herbeizu­holen, obwohl er sie unmittelbar vorher gesehen haben mußte (S. 42 ff). Schließlich ist noch zu betonen, daß auch bei der sinnlichen Gegenwart der Dinge die Mög­lichkeit, sie gleichzeitig zu sehen, häufig von ausschlaggebender Bedeutung war;das beste Werkzeug verliert leicht seinen Situationswert, wenn es nicht simultan oder quasisimultan mit der Zielregion gesehen werden kann" (S. 43). Das alles warnt vor einer zu großen Annäherung der tierischen Intelligenz an die menschlichen, wie sie z. B. die Berichte über den Mannheimer Hund Rolf zeigen.

Weltspiegel

Um Genua. Papst Benedikt XV., Graf Giacomo della Chiesa, war ein genuesischer Aristokrat, der unter Rcnnpolla die hohe Schule der vatikanischen Diplomatie durchgemacht hat. Sein Poutifikat fiel in eine stark bewegte Periode. Am 3. September 1314, kurz vor den kritischen Tagen der Marne­schlacht, wurde er der Nachfolger Pius X. Seine diplomatische Erfahruug hat ihm große Dienste geleistet. Obwohl ihm, wie seinem Lehrmeister Nampolla, eine gewisse Neigung zu Frankreich nachgesagt wurde, hat er in der Erkenntnis der Wurzeln der vatikanischen Macht wahrend des Weltkonfliktes wie nach seiner Beendigung eine streng nentrale Haltnng eingenommen. Daß der Vatikan, von dem aus im Jahre 1917 eine erste Anregung zum Frieden ausging, von den Pariser Verhandlungen fern gehalten wurde, schien eine Minderung seines An­sehens zn bedeuten. Die Tatsache, daß Benedikt XV. mit dem in Versailles verübten Gewaltakt nichts zu tun hatte, hat dem Papsttum aber nur genützt. Leicht hätte im Toben der entfesselten Kräfte die Kurie Schaden erleiden kön­nen, aber Benedikt XV. und sein Kardinalsstaatssekretär Gasparri wußten die drohenden Gefahren zu vermeiden. In der alten wie in der neuen Welt hat der Vatikan nichts eingebüßt, sondern Einfluß gewonnen. Die russische Ortho­doxie, deren innere Hohlheit das Treiben Rasputins kennzeichnet, brach mit dem Zarentum zusammen. Der Katholizismus hat, etwa in der Tschecho-Slowakei, Stürme durchzumachen gehabt, aber er hat sich als eine über den Völkern stehende, wahrhaft mächtige Organisation erwiesen. Benedikt XV. hat die Mög­lichkeiten, die sich dem Papsttum gerade in der gegenwärtigen Weitverwirrung bieten, auszunutzen gewußt. Inmitten aller der erschütterten Autoritäten blieb die geistige Macht des Papsttums als festes Element bestehen. Äußerlich stellt sich das in den diplomatischen Beziehungen dar, die der Vatikan unter Bene­dikt XV. aufgenommen hat. Außer Frankreich haben England, das seit Hein­rich VIII. keine amtlichen Beziehungen zum Vatikau unterhalten durfte, die Türkei und Japan sich beim Heiligen Stuhle vertreten lassen, von den zahl­reichen neu entstandenen Staaten ganz zu schweigen. Der Papst hat wieder Beziehungeu zur Schwsiz hergestellt, wo seit den 70er Jahren der Nuntius verschwun­den war, und in Südirland hat sich innerhalb des englischen Weltreiches ein neues katholisches Staatswesen gebildet. In der angelsächsischen Welt hat der Katholizismus überhaupt stark an Boden gewonnen. Anch zu den orientalischen Kirchen, die früher vielfach nach Petersburg gravitierten, wurden Fäden ge­sponnen. In erster Linie war Benedikt XV. aber Italiener. An den Leiden des italienischen Volkes »nährend des Krieges hat er besonderen Anteil genom-

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