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Der deutsche Viermeerekanal
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Negierungsbaumeister Franz Woas

Der deutsche Viermeerekanal

Von Regierungsbaumeister Franz IVoas-Wiesbaden

Kanäle werden gegenwärtig gerade genug in Deutschland geplant; ihrer drei, die eine besondere Bedeutung haben, befinden sich sogar schon in der Ausführung ', nämlich:

1, die Verlängerung desM ittellandkanals" über Hannover Hinalls zur Elbe und Havel;

2. derRhein - Main ° Donau - Kanal", der bisher bei Aschaffen- bürg sein Ende gefunden hat und darüber hinaus über Bmnberg und Nürnberg nach Kelheim an die Donau führen soll;

8. derRhein-Neckar-Donau-Kanal", der seinen Anfang in Mannheim nehmen soll, um über Heidelberg und Stuttgart zunächst Plochiugen und späterhin einmal bei Ulm die Donau zu erreichen.

Es handelt sich hierbei um Unternehmungen, die alles in allem 10 bis 16 Milliarden erfordern, und darum ist es aller Anerkennung wert, daß man in den Kreisen, die es trifft, soviel an Unternehmungsgeist und Kapital aufgebracht hat, um diese Bauten zunächst wenigstens einmal in Angriff zu nehmen. Ob man sie aber in der Tat wird völlig durchführen können das steht noch sehr dahin.

Das Schicksal solch großer Vorhaben hängt zumeist von einzelnen Persönlich­keiten ab. Wenn sich tatkräftige Männer dahintersetzen, die alle Widerstände zu überwinden verstehen, dann kommen sie zur Ausführung. Den beiden letzt­genannten Plänen ist dieses Glück zuteil geworden; der verstorbene Bayernkönig war der erste und kräftigste Verfechter der Nhein-Main-Donau-Verbindung, und sein Geist wirkt noch heute nach. Am Neckar war es der Groszgewerbetreibende A. Bosch, der unablässig trieb und den Plan mit vielem Gelde förderte. Somit sind beide Unternehmungen wenigstens soweit gediehen, dasz schon lange die ersten Spatenstiche getan werden konnten. Für den Anfang ist auch beider­seits die geldliche Grundlage geschaffen worden, indem die betreffenden gewerblichen Kreise, die in Betracht kommenden Städte, die Einzelländer und auch das Reich sich daran beteiligen.

Trotz alledem möchte ich nicht darauf schwören, daß gerade diese beiden Unternehmungen in absehbarer Zeit ganz so zur Durchführung kommen werden, wie man eS heute im Sinne hat. Ja, es wäre für Deutschland besser! es geschähe das nicht.

Nun soll damit keineswegs gesagt sein, daß etwa die beiden Kanäle nutzlos für Deutschland wären. Nein! Aber ein anderer Kanalzug ist für unser Reich wichtiger als diese beiden Kanäle zusammen. Leider fehlt es nur für diesen an einem so tatkräftigen Verfechter, wie ihn die beiden anderen gefunden haben. Dabei war er einst da. Es war dies der Senator F. W. Meyer in Hmneln, der seit Jahrzehnten für die Verbindung der Weser mit der Donau eingetreten ist, in neuerer Zeit aber, hohen Alters wegen, davon zurückzutreten gezwungen wurde. Diese Weser-Main-Donau. Verbindung ist damit stark in Verzug geraten: hier zeichnet und rechnet man noch; am Main und Neckar gräbt nnd mauert man schon.

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