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Materialien zur Polenpolitik
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Materialien zur Polcnpolitik

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aus kein 'Zeichen irgendeiner. Ernüchterung oder einer erwünschten Moinungsänderung auch nur eines Teiles scincrMitglieder, son­dern es verrät nur den Wunsch, die Ver­ständigung zwischen ^dem Königreich Polen und Deutschland zu tierhindern/'

Zur österreichisch - polnischen Lösung schreibt Studnicki imWarschauer Goniec" (Nr, 231 vom 7. September 1918):Die Anhänger einer österreichisch-Polnischen Lösung beginnen unter dem Vorwand der Verteidi­gung der Selbständigkeit zu behaupten, dcch der Wille des polnischen Volkes in einem Entschluß des Landtages zum Ausdruck kommen muß. Die Anhänger der Entente stimmen barin überein. Nach dem Landtag rufen alle diejenigen, die nicht wollen, daß der Aufbau des Staates vorwärts schreitet, daß wir ein für die äußere Politik so be­deutsames Organ, wie es der eigene König ist, erlangen. Sie rufen nach dem Landlag zwecks Wahl des Königs, wie sie nach dem Landtag zwecks Bildung der Armee gerufen haben, da sie wissen, daß der Landtag eine Unmöglichkeit ist. Für die österreichische Lösung treten einige österreichische Agenten in unserem Lande ein,' einige Freimaurer, die eigentlich nicht die österreichische Lösung, sondern eine Obstruktion im Aufbau des Polnischen Staates wünschen und sich der österreichischen Lösung als einer obstruktiven Idee bedienen, während es im Grunde Agenten der Entente sind. Ich gehöre selbst zu den aufrichtigen Freunden Österreich-Un­garns, ich muß'jedoch Politische Erscheinungen vom Standpunkt unserer und nicht öster­reichischer Interessen beurteilen. Im ge­meinsamen Interesse wäre ich froh gewesen, wenn die obstruktive Idee einer Polnisch- österreichischen Lösung so bald wie möglich von der Tagesordnung verschwände." , DerKurjer Polski", Warschau Nr. 212 vom 6. September ISIS schreibt »nter der ÜberschriftVerständigung mit Galizien": Krakau befürchtete, daß der Aufenthalt des Prinzen Radziwill im Hauptquartier der Anfang einer Politischen Aktion werden könnte, die in ihrem weiteren Verlauf mit Galizien nicht rechnen würde. . . Nach den ausführlichen Unterredungen in Kraknu wird

bereits sicherlich keine Grundlage für Auf­regungen und Beunruhigungen vorhanden sein. . . Die Politik der polnischen Negie­rung muß den Umstand.'berücksichtigen, daß alles, was im Interesse des Königreichs unternommen werden würde, in gewichtiger Weiss auf die Lage Galiziens zurückwirken wird. Ohne vorherige Lösnng der Frage: Was wird dann mit Galizien? kann nichts hinsichtlich des Königreichs unternommen werden ... Es ist Vom polnischen Gesichts­punkt aus also nicht richtig, das zu trennen, was politisch eng miteinander verbunden ist. Diese richtigen Ausführungen wurden von der polnischen Regierung nicht in Betracht gezogen, und, wie wir sehen, blieb die Ver­ständigung zwischen den leitenden politischen Faktoren des Königreichs und Galiziens völlig erhalten. . . Die Verständigung zwischen Galizien und dem Königreich muß heute andere Formen haben wie damals, als das oberste Nationalkomitee niit den politischen Gruppen im Königreich sich ver­ständigte. Die Polnische Regierung ist ein Fakt»r, dem schon jetzt eine selbständige und überwiegende Rolle zufällt. . . In Krakau wird sicherlich gegenwärtig gern verstanden werden, daß von feiten der Vertreter der königlich-Polnischen Regierung keine allzu ge­wagten Schritte auf eigene Faust und eigene Verantwortung zu befürchten sind, die weder diese Meinungen im Königreich, noch die Ansichten Galizien! berücksichtigen."

Eine neue Verschwörung wurde nach dem Krakauer Naprzod" lNr. 194 vom 4. Sep­tember 1918) in Warschau entdeckt:Die Warschauer Miliz hat eine Verschwörung gegen den Geistlichen Chelmicki aufgedeckt. Der Hauptorgqnisator war der berüchtigte Dieb und Sekretär des Ministers Dr. Chodzko ^ Joseph Jadczyk, der Held der letzten Diebesaffären im Ministerium für öffentliche Gesundheitspflege und in der Kontrollstelle für Bäckereien beim Magistrat in Warschau. Jadczyk organisierte eine Verschwörung, be­stehend aus 6 Personen, die den von radi­kalen Aktivisten gehaßten Prälaten Chelmicki erschießen 'sollten. Zum Zwecke der Ver­schwörung gegen den Geistlichen Chelmicki waren 1V0S0 M. ausgesetzt."