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Bilder aus dem deutsch-französichen Kriege : aus dem Nachlaß. 2. Ich hatt einen Kameraden :
(Schluß)
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Ii» alten Brüssel

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Herzchen aus blauem Glas ohne Wert. Daraus ist wohl nicht viel zu entnehmen. Ich mußte blaß geworden sein, mein Herz war plötzlich schwer geworden, meine Hand faßte unbewußt an den Tisch. Sie haben diesen Mann gekannt? fragte mich der Lazarettverwalter. Ja, allerdings. Das war der Unteroffizier Haber von der zweiten Korporalschaft der zweiten Kompagnie, einer der besten Soldaten des Regiments und für mich der beste Kamerad. Schade nm diesen Mann. Kann ich den Kompagnieknopf zur Erinnernng mitnehmen? Und sagen Sie mir die Nummer seines Grabes, das verdient einen Lorberkranz.

Aus spätem Erkundigungen machte ich mir folgendes Bild von der schweren Verwundung meines Freundes. Als bei dem großen Artilleriekampf des 16. Januar unser Bataillon hart über der Lisaine auf einer Anhöhe als Batteriebedeckung lag, war es dem Granatfeuer ausgesetzt; die meisten Geschosse gingen in den unbesetzten Wald hinter unsrer Stellung, andre krepierten im tiefen Schnee; immerhin fielen sie an einigen Stellen so dicht, daß Schnee und Erde wie von einem Ricsenpflug aufgewühlt waren. Die Truppen änderten mehrmals ihre Stellungen, wo sie gerade waren, traten sie abwechselnd lange Kreiswege im Schnee, um sich zu er­wärmen, und standen dann wieder bei den Gewehren, die zusammengesetzt wareu. Gegen Abend nahm die Müdigkeit überhand, und manche legten sich in den Schnee, wo sie gerade standen. Um sieben Uhr kam die Ablösung und der ersehnte Ruf: An die Gewehre! Da blieb Haber, der sonst der erste und der schnellste war, lautlos liegen. Man hob ihn auf und fand ihn im Blute liegen; ein verirrter Granat­splitter hatte ihm durch den Helm durch den Schädel über dem linken Ohr ein­gedrückt. Er wurde bewußtlos hinter die Front gebracht. Einige Tage darauf wurde der Kompagnie mitgeteilt, daß er mit einigen andern das Eiserne Kreuz erhalten habe, und der Hauptmann schloß daran warme Worte und Wünsche für ihn.

Ich selbst habe in dem Sommer nach dem Kriege eine Gelegenheit benutzt, die mich in die Nähe seines Heimatortes führte, diesen zu besuchen und mich nach etwaigen Verwandten von ihm zu erkundigen. Ich hörte nur von ganz entfernten, die sich nie um ihn gekümmert hätten. Dagegen sei ein Mädchen dagewesen, mit dem Haber als Waise erzogen worden sei, das habe sehr an ihm gehangen; nach der Todesnachricht habe sie ihren Dienst gekündigt und sei ohne Aufsehen weg­gegangen; soviel man wisse, habe sie in der Schweiz einen andern Dienst ange­nommen.

Im alten Brüssel

von Llara Höhrath (Fortsetzung)

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eute trag ich den Band ins Vollshaus zurück, willst du mit? fragte Oomke.

Und ob sie wollte! Die große Mnison du Peuple flößte ihr Respekt und Neugier und sogar etwas Granen ein.

Schon wieder einen Band ans? Junge, Junge, was bist du für eine Leseratte. Wenn du so weiter machst, bist du bald reif für nnsre gelehrtesten sozialistischen Abhandlungen. Na, kommt mir mit. So sagte der Portier, Oomkes Vetter.

Und die Kinder stiegen hinter ihm her die breiten Treppen hinauf und gingen die langen Gänge entlang, die eben aufgewaschen wurden. Da war alles aus