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Die Fortschritte in der antiken Kunstgeschichte während des letzten Jahrzehnts. 3.
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544 Die Fortschritte in der aiitiken Kunstgeschichte während des letzten Jahrzehnts.

gegliederte, vollkommen ruhig gehaltene Darstellung des Augenblickes vor Beginn des Wagenrennens. In der Mitte steht Zeus, unsichtbar gegenwärtig gedacht als Lenker der Geschicke; zn seinen beide» Seiten Pelops und Oinomaos, weiter­hin Hippodcnncia und Stervpe; dann folgen die Viergespanne mit den Wagen­lenkern und dazu gehörigen Dienern, endlich in den Winkeln die Flußgötter Kladeos nnd Alpheios, letztre anscheinend noch zu verstärkter Andeutung des Lokals grnppirt mit zwei Qncllgottheiten, einer männlichen nnd einer weiblichen. Denn gegenüber der Beschreibung des Pauscmias ergiebt sich die eine Abweichung, daß an einer Stelle des Giebels von ihm einPferdeknecht" genannt wird, wo wir jetzt nichts andres nachweisen tonnen als ein knieendes Mädchen, die man eben als Quellnymphe deutet. Allerdings hat mau versucht, den Pausanias von solchem argem Lapsus zu reinigen. Brnnn wollte dies knieende Mädchen zum Westgiebel rechne»; der eine Nekonstruktivnsversuch iu den Ausgrabungs­berichten nahm »»genaue Aufzählung bei Pausanias an und vermehrte die Personenzahl im Ostgiebel nm zwei; aber weder für das eine, noch für das andre haben die Atisgrabungen irgend welchen Anhalt gewährt, nnd so bleibt denn nichts andres übrig, als den Pausanias dieser schlimme» Verwechslung einer Quelluymphe mit einem Stallknecht zu zeihe». Hat sich doch der früher für so authentisch geltende und jetzt mehr und mehr als eine recht trübe Quelle sich erweisende Reiscbeschrciber einen nicht minder groben Jnterpretativnsfehler im Wcstgicbel zu Schulden kommen lassen. Nicht, wie er sagt, Peirithovs nahm hier die Mitte ein. vielmehr haben die Ausgrabungen als Zentralpunkt dieses Giebels, gleich dem Zeus im andern sich durch kolossale Verhältnisse von den übrigen Figuren unterscheidend, den Apollo dargethan, welcher, seinen rechten Arm gege» die Kämpfendcu ausstreckend, ruhig und unbewegt wie ein Fels im Meere dasteht, während rechts und links von ihm die wildeste» Kampfszene» spielen, in den aufgeregtesten und gewagteste» Situationen: Kentauren im Kampfe mit Lapithen oder Franen und Knaben davvnschleppend, weiterhin z» Bode» gestürzte, ängstlich fortkriechende alte Dienerinnen: erst in dc» Ecken, wo Orts­nymphen behaglich gelagert sind, tritt wieder Ruhe ein.

Wenn ich sagte, daß die ncugefnndenen Denkmäler in hohem Grade über­raschend gewirkt haben, so gilt das nicht von den Metopen; vielmehr stimmen hier die ncugefnndenen Stücke mit den schon vorher bekannten hinsichtlich des Stiles nnd der Technik vollkommen überein. Schon an diese» hatte man gefunden, daß die ganze BeHandlungsweise des Nackten sowohl wie der Gewandung, ferner der Ausdruck der Köpfe, eine gewisse Uubehilflichkeit i» der Stellung, z. B. der Athene von der Stymphalosmetope, auf Reste archaischer Gebuudcnhcit hin­deuteten; und dem entsprechen auch die ueu dazugekvmmeueu Reste, obgleich im einzelnen kleine Differenzen stattfinden. So sind z. B. die Gewänder der Hesperide in der Atlasmetope und der Athene ans der Angiasmetvpe viel edler, wenn mich außerordentlich einfach ausgearbeitet, als das gezwungene nnd »i^