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Frankreichs Militärpolitik und Europas Freiheit
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Ausgegeben am 17. August 1921

Deutschland kann nur durch Deutschland gerettet werden.

Lrhr, v. Stein ^soZ an Gneisenau

Frankreichs Mlitärpolitik und Europas Freiheit

von Friedrich v. Bertholsdorfer

ie Vereinigten Staaten haben England, Japan, Frankreich, Italien und China zu einer Konferenz eingeladen, auf der die Probleme des Stillen Ozeans und die Abrüstung besprochen werden sollen. Die französische Regierung hat daranf imTemps" am 14. Juli darlegen lassen, daß das Problem der Abrüstung zu Lande erst dann geprüft werden könne, wenn eine sichere Gewähr für die Aufrechterhaltung des europäischen Friedens gegeben sei. Diese könne allein darin erblickt werden, daß den Abmachungen über den französisch-britisch-amerikanischen Garantiever­trag vom 28. Juni 1919 gegen jeden nicht provozierten Angriff Deutschlands eine dauernde Gestalt gegeben werde.

Ferner hat General Weygand am 16. Juli in einem Interview gesagt, Frankreich werde niemals abrüsten, bevor Deutschland nicht endgültig und tat­sächlich entwaffnet sei. Und in seiner Rede vom 11. Juli hat Briand ausge­sprochen, die volle Sicherheit Frankreichs' werde erst dann eintreten, wenndas deutsche Volk sich endlich darüber Rechenschaft ablegt, daß ihm auf den Wegen der Revanche, des Militarismus nnd des Pangermanismus nur Gefahren und Kata­strophen erwachsen." Und vorher ruft er der Kammer zu:()ui peur resister ^ Is Trance cwns la Position militiüre qu'ello a? ()ui? ?ersonne."

Frankreich wird also nicht entwaffnen, trotzdem nach dem Friedensvcrtrag die Entwaffnung Deutschlandsdie Einleitung einer allgemeinen Rüstungs­beschränkung aller Nationen ermöglichen" soll. Frankreich wird nicht ent­waffnen, weil, wie es genau weiß, Amerika niemals das von Wilson im Jahre 1919 abgeschlossene Garantieabkommen annehmen wird. Deutschlands endgültige und tatsächliche Entwaffnung aber wird Frankreich nicht anerkennen, so lange Grenzboten III 1921 11