Beitrag 
Deutschland und England in Afrika :
(Schluß)
Seite
334
Einzelbild herunterladen
 

334 Deutschland und England in Afrika

seiner Hauptstadt (1873). Vollends geriet sie in englische Abhängigkeit, nach­dem ein Jahr später Sansibars Angebot, unter deutschen Schutz zu treten, von Bismarck abgelehnt wurde. Die Insel ist seitdem englisch, wenn auch dem Namen nach unabhängig.

Nun aber begannen mit dem Erblühen des einigen Druschen Reiches auch deutsche Kaufleute die ostafrikanische Küste zu betreten und Gerhard Rolfs, der derzeitige deutsche Generalkonsul, unterstützte sie nach besten Kräften. Bereits im Februar 1885 wehte die schwarz-weiß-rote Flagge über einem ostasrikcmischen Schutzgebiet von über 120000 Quadratkilometer, Sansibar gsgeuüber. England machte gute Miene zum bösen Spiel. Alle Quertreibereien Gladstones durch sofortige Gründung einer britisch-ostafrilonischen Gesellschaft, alle Vorhaltungen beim Sultan, selbst die Erregung eines Ausstandes der Witus und Wassagaras verfehlten ihre Wirkung. Konnte es England so nicht verhindern, daß die Deutschen die Küste besetzten und Vertrüge mit den eingeborenen Machthaber» abschloß, so versuchte es wenigstens, sich das Hinterland zu sichern, um so nach Fehlschlagen des Kongodurchgangs eine Verbindung zwischen dem englischen Süd­afrika und dem Sudan herzustellen.

Immerhin muß man sagen, daß die in jenen Tagen bewußt einsetzende imperialistische Politik Englands mit dem Vertrag vom 29. Oktober 1886 ihre ersten Erfolge erzielte, nicht nur insofern, als Frankreich dadurch fast völlig in Ostafrika ausgeschaltet wurde, sondern auch durch die erste feste Grenzregelung

zwischen England und Deutschland: die deutsch- englische Grenze zwischen der Küste und den; Viktoria- see. wie sie heute noch besteht, verdankt ihm ihr Dasein. Im übrigen sind die Verhältnisse an der ostafrika­nischen Küste ziemlich verwickelt. Doch dürfte es immerhin am Platze sein, im gegenwärtigen Zu­sammenhang auf diese Dinge nochmals kurz einzu­gehen*), wobei ich die territorialen Machtverschie- bungen vom Kap Gardafui bis zum Kapland unter besonderer Berücksichtigung Englands und Deutsch­lands betrachte:

1. Zeit von 1870 bis 1884: Die Küste bleibt im wesentlichen den Arabern überlasten; nur Portugal hat seinen bereits im Anfang des sechzehnten Jahr­hunderts erworbenen Besitz etwa vom Kap Delgado bis zur Delagoabai noch in Händen; Natal ist feit 1824 britisch; ebenso (wenn auch nicht völkerrechtlich, s. o.) seit 1873 Sansibar. Deutschland versucht 1834 die Erwerbung der St. Lr. ciabucht südlich der

*) Nach Supan, die territoriale Entwicklung der europäischen Kolonien. Gotha, PertheS 1399.