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vom Arieg zum inneren Frieden
Diese Probe mag genüge!!. Und mit derart ausschweifenden Reformidcen soll das Gerüst zum inneren Frieden gezimmert werden I Eine ähnliche Verstiegenheit offenbaren die Pläne Herrn Professors Jaffö in München zur Anbahnung des Arbeitsfriedens. Daß die Arbeiter einen bestimmenden Einfluß auf die Fabrikbetriebe erhalten müßten, gilt als selbstverständlich. Bei Meinungsverschiedenheiten zwischen der Arbeiterschaft und der Betriebs-Oberleitung sollen gemeinsame Ausschüsse, die eventuell mit richterlicher Gewalt auszurüsten wären, eingreifen. Eine höhere Appellationsinstanz könnte geschaffen und zur Krönung des ganzen Schlichtungsapparats ein besonderes Berufsparlament eingesetzt werden.
Wir hängen diesem Gedankenfluge keine Randglosse an, würden aber gern wissen, ob der Verfasser wirklich der Überzeugung ist, daß der Saumpfad zum Volksfrieden mit so breitspänniger Karosse befahren werden kann.
Das Thimmesche Buch von 1915 ist, soweit wir haben sehen können, sehr kühl aufgenommen worden. Dem in ihm sich ausprägenden Idealismus ließ man die gebührende Anerkennung zuteil werden, während man an seiner Ausmünzung in praktischen Maßnahmen schweigend vorüberging. Nicht besser dürfte es unserer Meinung nach einem dieser Tage erschienenen größeren Buche desselben Verfassers ergehen. Diesmal ist ein Stab von vierzig Mitarbeitern zusammengetreten, um dem deutschen Volke die Bahnen zum inneren Frieden aufzuzeigen.*) Selbstverständlich hat diese Arbeitsgemeinschaft hervorragender Männer eine schier erdrückende Fülle von lehrreichen Betrachtungen und be-
*) „Vom inneren Frieden des Deutschen Volkes", herausgegeben von Friedrich Thimme (Verlag S. Hirzel, Leipzig. Preis 6 M., geb. 7 M.). Nach einer Einleitung von v. Traub, M. d. A., über das, was not tut, behandeln den Frieden unter den Weltanschauungen die Professoren Dr. D. Eucken-Jemi, Dr. Natrop-München, v. Rademacher-Bonn, ferner die Sozialisten Fendrich-Freiburg und Peus-Dessau, die Pfarrer Liebster und I^ie. Wilhelm Thimme, Peter Lippert L. ^.-München. Dem Frieden unter den Konfessionen und kirchlichen Parteien sind Aufsätze gewidmet von den Professoren v. Rade-Marburg, Prälat v. Hausbach-Münster, v. Duckmann-Greifswald, Dr. v. Kahl-Berlin, Baumgarten-Kiel, v. Mahling-Berlin und Dr. Nein-Jena. Im Abschnitt über den Frieden unter den Klassen und Berufsständen sind vertreten: Staats-Sekretär a, D. Dr. Dernburg, Prälat Dr. Pieper- M.-Gladbach, Generaldirektor des Volksvereins für das katholische Deutschland, Nechtsanwalt I)r. Heinemann, Ministerialdirektor a. D. Dr. Thiel, Professor Dr. Faßbender, Justizrat vr. Waldschmidt, Vorstandsmitglied der L. Löwe A.-G., Generalsekretär Stegerwald vom Gesamtverbande der christlichen Gewerkschaften, Stadtrat vr. Noeßler-Frankfurt a. M., Max SchiPPel und als einzige Frau Dr. Gertrud Bäumer. Die Stellung der politischen Parteien beleuchten: Dietrich von Oertzen, Otto von Dewitz, M. d. A., Dr. Bachem-Cöln, Heinrich Prinz zu Schönaich-Carolath, M. d. N,, Kolb-Karlsruhe, Mitglied des badischen Landtages, die sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Heine und vr. HaaS, M. d. R., zurzeit Warschau. Endlich äußern sich: über die Polenfrage vr. Paul Rohrbach und Fürst Xaver Drucli-Lubecki, über Elsaß-Lothringen der frühere Staatssekretär vr. Emil Petri, über das Ringen um die Nordmark Pastor Schmidt und über das Judentum Professor a. D. vr. Hermann Cohen. Das Schlußwort hat der Herausgeber vr. Thimme.