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Das russische Problem
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Das russische Problem

Frankreichs und Belgiens brechen, bedeutet kulturelle und soziale Befreiung aller Völker Rußlands.

Nun könnte es nach Gesagtem den Anschein haben, als würde der Haupt­vorteil aus unseren Siegen über die russische Armee nicht uns, sondern den einzelnen russischen Volksstämmen erwachsen. Es läßt sich nicht leugnen, daß wir wirklich vielfach Interessen unserer heutigen Gegner in Nußland mit ver­treten. Aber schon die eine Tatsache, daß die Polen sich in ihrer großen Mehrheit auf die russische Seite gestellt haben, beweist uns, daß auch unsere sehr weit gehenden Interessen durch den Ausgang dieses Krieges gesichert werden müssen.

Nach den bisher als zuverlässig geltenden Nachrichten hat Sir Edward Grev den Polen die Schaffung eines mit Rußland in Personalunion verbun­denen autonomen Reiches, bestehend aus den zehn Gouvernements des Weichsel« gebiets, Westgalizien, Teilen von Preußisch-Schlesten, sowie die ganzen Provinzen Posen, Ost- und Westpreußen zugesagt für den Fall ihrer Bundesgenossenschaft und des gemeinsamen Sieges über Deutschland. Die russische Regierung hat diese Zusage zwar nicht in aller Form, aber doch durch ein Mitglied des Kaiserhauses, durch den Oberkommandierenden der Armee, Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch, bestätigen lassen. Die Polen haben diese Abmachung angenommen und in einem von achtundsechzig führenden Persönlichkeiten unterschriebenen Aufruf, alle diejenigen für Feinde der polnischen Nation erklärt, die gegen Rußland ausbegehrten. Ähnlich standen die Polen zu Nußland bereits vor hundert Jahren, als Alexander der Erste sie als Rußlands Avantgarde gegen Europa, also gegen das mit ihm damals verbündete Preußen, bezeichnete.

Mit anderen Worten: es gilt durch diesen Krieg die Ostgrenze unseres Reiches, um die wir seit des großen Friedrich Regierungszeit fast ununter­brochen kämpfen, so sicher zu stellen, daß die Idee, uns Preußens Krönungs­stadt fortzunehmen, nie mehr in den Kreis politischer Erwägungen gezogen werden kann.

Ferner gilt es gegen zwei Millionen Deutsche, die in Rußland leben und dort besonders auf landwirtschaftlichem Gebiet eine ungeheure Kulturarbeit vollbracht haben, vor der endgültigen Einstampfung in eine allrussische Nation, die sich nicht nur nach der Niederwerfung Deutschlands, sondern auch dann bilden könnte, wenn wir die wirtschaftliche Struktur des Zarenreiches nicht voll zu unseren Gunsten ausnutzen wollten, zu verhindern.

Beide Aufgaben sind zu erfüllen durch Zerlegung des russischen Wirtschafts­gebiets in seine drei natürlichen lebensfähigen Teile und durch Befreiung der einzelnen in ihnen lebenden kleinen Nationalitäten vom kulturellen Zwang.