Victor Hugo als Vorkämpfer einer deutsch-französischen Annäherung
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jagte der Jurist Houard. ,sind die Engländer Juden, die Franzosen Christen.' Und die Indianer Amerikas sagen: .Christus war ein Franzose, den die Engländer in London kreuzigten; Pontius Pilatus war ein Offizier in englischen Diensten' . . . England wird unfehlbar unter Abwehr der ganzen Welt untergehen, oder es muß verstehen lernen, daß die Zeit der Karthager vorüber ist. Es ist gefährlich, ständig zum Verräter an der ganzen Menschheit zu werden, und traurig, stets nur einen Wind in seinen Segeln zu haben — das eigene Interesse. Immer dem Starken gegen den Schwachen zu Hilfe zu kommen, ist feige. Und ein großes Volk begnügt sich mit einer kleinen Rolle, wenn es unaufhörlich über sogenannte Gefühlspolitik spottet und nichts übrig hat für Ehre und Ruhm, für Hingabe. Teilnahme und Verbesserung des Schicksals der anderen. England wird das merken.
Die Inseln sind geschaffen, um dem Festlande zu dienen, nicht, um es zu beherrschen. Das Meer ist eine Straße, kein Vaterland. Die Schiffahrt ist ein Mittel, kein Zweck — wenn sie nicht die Kultur mitbringt, möge das Meer sie verschlingen."
Es ist anders gekommen als Victor Hugo es im Dämmer der Zukunft schimmern sah. Es ist nicht möglich gewesen, „in friedlicher Muße das Bündnis zwischen Frankreich und Deutschland begründen zu können", wie auch Heinrich Heine einmal meinte. Preußen hat das linke Nheinufer behalten, der Rhein ist „Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze" geblieben. Wir haben ihn festgehalten, und auch heute wieder gilt das 1840 gedichtete Trutzlied von Nikolaus Becker: „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein, bis seine Flut begraben des letzten Manns Gebeini" — Aber: was Victor Hugo über die heutigen Verbündeten Frankreichs, Rußland und vor allem England, gesagt hat, das mögen die beiden sich ins Stammbuch schreiben.
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