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Die Lehre des Krieges und der öffentlichen Meinung für das Völkerrecht der Zukunft
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Die Lehre des Arieges und der öffentlichen Meinung für das Völkerrecht der Zukunft

von Aurt Neu mann

Erst der Kampf selbst ist oft der Weg gewesen, auf dem den Völkern die Regel zum Bewußtsein kam, die künftig zwischen ihnen als Recht gelten solle.

Georg Jellinck

u keiner Zeit bisher hat sich die öffentliche Meinung mehr mit dem Völkerrecht beschäftigt als gerade jetzt. Sie hat dies in durch­aus selbständiger Weise getan. Denn sie hat nicht nur referiert, sie hat von sich aus gerichtet.

Die ini besten Sinne öffentliche Meinung hat gesprochen. Es urteilte der einfache Soldat in seinen Reflexionen aus dem Schützengräben, die uns sein Feldpostbrief vermittelte, es urteilte der schlichte Bürger durch den Mund des leitenden Redakteurs seines Lokalblattes, es sprachen aber auch die Gebildetsten aller Berufe in gelegentlichen Protesten oder in selbständigen Artikeln, Broschüren und Vorträgen, sie alle sprachen ihr Verdikt.

Es entspricht den: Geiste unseres Jahrhunderts, wenn aus dem Urteil des Volkes in Fragen des staatsbürgerlichen Lebens richtunggebende Weisheit ge­schürft wird. Darum soll auch für die Arbeiter am Völkerrecht das leforenäum acl populum zum gesunden Korrektiv werden.

Das Urteil lautet in erdrückender Majorität: das Völkerrecht ist zusammen­gebrochen, es ist bankrott, papieren, ein totgeborenes Kind!

Dies bedeutet die Verneinung des Völkerrechts und der Völkerrechtspolitik, also vor allem für die Zukunft die Verneinung jeder rechtlichen Bindung der Staaten!

Grenzboten I 191S 1b