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Reichsspiegel :
(vom 17. Juni bis 28. Juni)
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Reichsspiegel

Beweis dafür, daß unsere internen Geldverhältnisse in Deutschland nicht, oder doch nur zum geringsten Teil an dem Kursstand unserer Anleihen Schuld tragen. Denn es könnte sich sonst unmöglich die gleiche Erscheinung in Frank­reich zeigen, das von einer Geldklemme nur ganz vorübergehend heimgesucht wurde und in dem der Zinsfuß im allgemeinen sich dauernd auf einem sehr niedrigen Niveau bewegt. Es läßt sich angesichts der Gemeinsamkeit dieser Erscheinung nicht daran zweifeln, daß sich hier ein Vorgang vollzieht, den man mit einer Flucht des Kapitals vor den Rentenanleihen und zwar vor den niedrig verzinslichen bezeichnen kann. Der innere Gruud liegt offenbar in dem Zwang, eine höhere Rente für das Kapital zu erzielen. Ein Zwang, eine schmerzlich empfundene Notwendigkeit muß zweifelsohne vorliegen, wenn so alte und eingewurzelte Anlagesitten wie die des französischen Volkes eine Umwälzung erfahren. Diese Notwendigkeit ist mit der ebenfalls in allen Kultur­ländern gleichmäßig auftretenden Verteuerung aller Lebensverhältnisse gegeben, wie diese Teuerung ja auch die Gehaltserhöhungen der Beamten uud die ständigen Lohnbewegungen der Arbeiter hervorgerufen hat. Ob beide Erscheinungen aber noch eine tiefer liegende Wurzel haben, ob, wie Dernburg es jüngst ausgesprochen hat, der wahre Grund für diese unser Wirtschaftsleben umwälzenden Verschiebungen in einer Entwertung des Goldes zu suchen ist, die mit der so außerordentlich stark gestiegenen Jahresproduktion des gelben Metalls (gegenwärtig ca. 1800 Millionen jährlich) zusammenhängt, das zu entscheiden ist auf Grund eines so unzureichenden Tatsachenmaterials nicht möglich. Denkbar ist es immerhin und wäre die Vermutung richtig, so müßte sich die Kulturwelt auf einen Umwertungsprozeß einrichten, der größere Um­wälzungen und Zerstörungen verursachen dürfte als ein Weltkrieg. Und gegen ein solches wirtschaftliches Unglück gäbe es nicht einmal ein Heilmittel. Sxecwwr

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