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Vom tharkischen Meere. 5. Thasos. 2
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vom thrakischen Meere

eingebracht worden war. Die Weinberge, auch wohl die Ölgärten müssen einst sehr viel ausgedehnter und ertragreicher gewesen sein. Schutz gegen Seeräuber und Feinde gewährten den Bauern, Hirten und Arbeitern feste Türme, an die sich gewöhnlich ein Hof anschloß. In weitem Kranze ragten sie ringsherum, außer im Norden, wo die Mauern der Hauptstadt und ihre Schiffe deckten. Sie stehen, nicht ganz nahekam Meere, auf einer Höhe, die eine weite Umsicht gestattet, oder versteckt an einem Wege, der in das Innere führt. Wie manchesmal werden sie Menschen und Vieh Zuflucht geboten haben! Hat es doch vor der Gründung des attischen Reiches und wieder nach seinem Verfall bis in die Neuzeit wenig Perioden gegeben, in denen das Ägäische Meer sicher war. Und noch heute wird am thrakischen Meere, besonders seit dem Beginn der Unruhen in Makedonien, ein wenig Seeraub, vor allem Raub von Vieh, neben dem Schmuggel nicht verschmäht; die Türken lassen die See fast ohne Aufsicht.

Gegen eine Stunde reitet man von Limenas unter Ölbäumen und zwischen Sarkophagtrümmern durch die Ebene, dann geht es die Höhe hinan, und ein schöner Blick auf das Gebiet der alten Hauptstadt tut sich auf. Über Berg und Tal erreicht man in zweieinhalb Stunden das erste Dorf Vulgaro, das aus mehreren vonein­ander getrennten Teilen besteht. Athosklöster hatten und haben hier Besitz; wie überall auf den thrakischen Inseln gehören ihnen auf Thasos nicht die schlechtesten Äcker und Gärten. Größer ist Wetter südlich Kasawiti, kleiner Sotiro und Kakirachi. Antiken sind selten; nur Grabsteine finden sich mit Inschriften oder Reliefs des Totenmahles, des thrakischen Reiters oder die Büsten in Medaillonform. Leute von wenig Mitteln und schlechtem Geschmack stellten sie einst auf. Jetzt sind sie an Kirchen und Häusern verbaut; manches liegt auch noch auf dem Acker, wo in eignem Besitz der Tote bestattet war. Die Dorfhäuser sehen meist recht stattlich aus mit ihren festen Wänden aus Marmorbrocken nnd ihren hübschen Schieferdächern; es ist das Material, das hier überall zur Hand liegt. Vor der Front ragen nicht selten hohe Pfosten ans der Erde, die oben durch Querhölzer verbunden sind; wenn das Ganze mit Wein überrankt ist, bildet es einen schattigen Vorplatz. Die nationale Festtracht der Frau verschwindet hier wie anderwärts in der Welt allmählich; be­sonders anziehend ist sie auch nicht: ein langes weißes Hemd, ein blauer falteuloser Rock, eine dunkelrote ärmellose Jacke; aus ihr ragen die weiten Weißen Hemdärmel heraus, wenn nicht noch eine blaue Jacke mit Ärmeln darübergezogen wird. Auf dem Kopfe liegt ein rot überzognes und niit goldnen Flittern besetztes Kissen; dar­über wird ein weißes Kopftuch gebreitet. Mühsam war von Sotiro der Aufstieg zur Kammhöhe; die Sonne sank schon, als wir oben anlangten. Mächtige dunkle Fichten reckten sich über das ärmliche Kirchlcin des heiligen Pnnteleimon, auf dessen Wänden das letzte Sonnenlicht lag; die Aussicht schien unbegrenzt. Ohne Weg, über Geröll nnd zwischen Gestrüpp und Bäumen führten uns die Tiere sicher steil gen Osten hinunter nach Moriaes, wo uns der Schulze cmfuahm, aber anch sehr bat, man möge seinen Diensteifer im Konak von Limenas zu erwähnen nicht vergessen. Marines wird der Ort fälschlich oft genannt und mit trefflicher Etymologie auf Maria oder Marius zurückgeführt. Das Tal, das nach Süden zum Meere hinab­führt, ist weithin üppig grüu, aber die Skala ganz unbedeutend gegenüber der des nächsten Dorfes Kastrv. Es liegt über drei Stunden nordwärts auf der steilsten Höhe; sie trug einst ein Kastell, an dem nach einer erhaltenen Inschrift Oberto Grimaldl, der Vertraute der Gattilusi, 1434 baute, wie ich oben erwähnte. Herzliche Gast­freundschaft fand ich bei dem Lehrer; er hörte voll Trauer, daß A. Conze 135» geschrieben habe, die Einwohner stünden in schlechtem Rufe; sie haben sich scheinbar sehr gebessert. Nicht wenige arbeiten jetzt in dem deutschen Bergwerk, das weit