(Oberlehrer Hau?
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beim Abendbrot zu helfen, war vou der Mutter abgelehnt worden, obwohl das eine der Mädchen zu Pastor Kallcmds Versammlung gegangen war.
Aber das ist ja ganz enorm! sagte Svend Bugge. Hier könnte man ja Jahre seines Lebens zubringen!
Ja, das ist die letzte und nicht die kleinste von den unzähligen Wohltaten, die mein verstorbner Schwiegervater mir erwiesen hat. Nach seinem Testament habe ich seine Bibliothek geerbt. Und was Sie hier sehen, ist der verhältnismäßig kleine Teil davon, den ich mit einigermaßen gutem Gewissen behalten konnte. Das Wesentliche befindet sich jetzt in der Universität.
Mit gutem Gewissen?
Ja, was hier steht, liegt einigermaßen innerhalb meines Bereichs.
Das heißt, das, was hier steht, hat Vater gelesen und kann es auswendig! erklärte Benny. Der Oberlehrer lachte laut, uud Svend Bugge mußte zu ihm aufsehen; so hatte er nicht gelacht, seit sie an Bord des Dampfers waren.
Dies ist hauptsächlich griechisch-römisch? fragte er.
Ja, ach ja! Und da haben Sie Ägypten und allerlei Semitisches. Mein Stolz ist übrigens die griechische und römische Literatur. Die ist außerordentlich vollständig. Professor Hage hatte die merkwürdigsten Verbindungen. Und da sind einige Ausgaben von großer Seltenheit. Ein Polybios zum Beispiel.
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Das Eßzimmer lag an der entgegengesetzten Seite des Salons, und der Tisch sah mit seinem Blumenschmuck und den Salatschüsseln und all dem übrigen außerordentlich einladend aus.
Ach, Mutter, etwas so Gutes wie deinen italienischen Salat habe ich doch nicht gekostet!
Ach nein, Kind, den Salat, den deine Mutter macht, können weder Tante Karo noch Tante Mattt bereiten! sagte der Oberlehrer.
Und in so einem Pensionat in Lausanne, nicht wahr? Da bekommt man wohl kaum etwas, das den Namen Essen verdient? sagte Svend Bugge.
Wie dürfen Sie sich erlauben, darüber eine Ansicht zu äußern! Sind Sie etwa in einem Pensionat in Lausanne gewesen?
Nein nein, allerdings . . . Aber ich dachte mir, da lebte man hauptsächlich vou geistiger Nahrung, von Weisheit und Kenntnissen und von . . .
Und vou den feinen Manieren, wissen Sie noch? Ach nein, ein klein wenig Essen bekamen wir doch auch.
Es sollte mir leid tun. wenn mein bescheidner Tisch uns in den reinen Materialismus hineinbringen sollte! sagte Fran Hank.
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Als Svend Bugge das Haus verließ, war es Mitternacht. Die Herakleen in der Allee dufteten stark.
Ganz im Norden stand die Sonne tief über dem Kamm der fernen Gebirgs- masse, nnd der Sund floß gen Süden wie ein Goldstrom. Statt in die Stadt zu gehn, bog er unten an der Landstraße nach Norden zu ab, dem gewaltigen Bilde entgegen. Eine Strecke vor ihm erweiterte sich der Sund zu einem schimmernden, breiten Meeresspiegel, und jenseits davon erhob sich eine Reihe von Bergspitzen. Die äußerste ragte steil auf wie ein Horn, die andern wie die Zähne im Niesenrachen eines Raubtiers dicht nebeneinander. Aber das Licht, das Luft war, und die Lnft, die Licht war, das als goldiger Schimmer oben am Himmel, unten im Meere flimmerte, durchzittertc die Substanz der Berge selber, machte