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Staaroperation an einem Bären im zoologischen Garten ausgeführt (1852), hat ihm zu einer höchst geistreichen und belustigenden Gruppe Veranlassung gegeben, und die Gruppe der vom Pfeil getödteten Löwin mit ihrem schmerz- und wuthbrüllenden Gatten und den Jungen, welche die Todeswunde der Mutter lecken, ist (zumal in ihrer ersten kleineren Gestalt) von ergreifendem, auch gemüthlichem Effect, trotzdem die Natur der Thiere eigentlich keine jener fremdartigen, menschenähnlichen Gefühlsbeimischungen empfangen hat, durch welche wir solche Wirkungen wohl oft genug erzielt sehen. Später ist Wolff sogar an die Ausführung einer großen monumentalen Statue gegangen, der der Gemahlin des großen Kurfürsten, Henriette, welche dieser Begründerin des Orts und Schlosses zu Oranienburg gesetzt wurde, ein künstlerisches Unternehmen von gutem Erfolg: es ist eine tüchtige und charakteristische Gestalt im reichen Costüm ihrer Zeit. Besonders glücklich und originell zeigt sich dieser Bildhauer immer da, wo er bei Aufgaben mehr ornamentaler Natur Thier- und Menschengestalten in nahe Verbindung und Beziehung zu einander versetzt, um Geräth und Gefäß damit sinnig bedeutungsvoll und sormenprächtig zu schmücken, in der eigentlichen Modellirarbeit für den Goldschmied. Seine Phantasie, welcher dafür die Menschen-, Thier-, Pflanzen- und Arabeskenformen gleichsehr zu Gebote stehen, ist bei dergleichen ganz unerschöpflich in der Erfindung des Passenden und Vergnüglichen, aus der Welt der Dichtung, der Mythe, der von Zeiten, Nationalitäten, Racen mannigfaltig in der Gestalt bedingten Wirklichkeit; und seine Arbeit in Wachs ist von einer wahrhaft reizenden Zierlichkeit bei scharfer Bestimmtheit und Sicherheit der Formengebung. Als sein vielbewundertes Hauptwerk dieser Gattung können die Modelle gelten, welche er für den in Vollgolds Werkstatt in Silber ausgeführten großen complicirten Tafelaufsatz des Vicekönigs von Aegypten lieferte.
Wie dieser ziemlich seitab von der Schule Rauchs, steht ein andrer, bis Vor kurzem, wo ihn auf einer Neise in Stuttgart ein jäher Tod traf, in Berlin thätig gewesener Meister der Bildhauerei. Hermann Heidel, geb. zu Bonn >1810, spät erst von mehrjährigem medicinischen Universitätsstudium zur Kunst übergegangen, welche er in München unter Schwanthaler, später in Rom stu- dirte. 1843 kam er zu dauerndem Aufenthalt nach Berlin, wo er indeß nie in nähere Beziehungen zu denen gekommen ist, welche die hiesige Bildhauerschule vertraten. Er behielt immer etwas von dem hochgebildeten Dilettanten w seiner Art zu sein und zu arbeiten, im Vergleich zu den naivern handwerksmäßig geschulten hiesigen Kunstgenossen. An Bedeutung und Reichthum der künstlerischen Ideen überragte er sie, an technischer Kraft und Ausdauer blieb « wohl hinter ihnen zurück. Auch ist es charakteristisch, daß er die Fülle der ersteren fast ebenso gern, und in seinen letzten Lebensjahren sogar noch lieber, mit dem Stift aus Papier, wie mit dem Modellirholz und Meißel in Thon