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Neue Romane.
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Nomanfiguren desselben sich miteinander unterreden. Die Erzählungen haben zum Theil den Fehler, mehr aufs Pikante als aufs Naturwahre auszugehen. Doch sind einige darunter und namentlich diejenigen, in denen der Verfasser sich einfacher gehalten hat, recht gut gelungen. Durch vielfältige Urtheile über literarische Gegenstände trägt der Verfasser dem Zeitgeist Rechnung. Da wir vor einiger Zeit eine Darstellung der Wahlverwandtschaften von unsrem Stand­punkt gaben, so wollen wir unsre Leser auf eine ähnliche Krink des Verfassers Seite 88 ff. aufmerksam machen.Goethe, sagt er, belehrt uns über andere und dadurch über uns selbst. Er schont uns nicht, er beschönigt nichts und verführt nicht. Ja er läßt uns selbst die Qual fühlen, welche eine zu große

Nachgiebigkeit des Herzens gegen seine Neigungen herbeiführt____Was mich

so ganz für das Buch eingenommen hat, ist, daß mir dadurch klar wurde, wie das Unglück der Menschen aus dem Mißverständniß deS eignen Herzens ent­springt; keiner sich selbst kennt, und jedes Wohlgefallen^ das er an einem Ge­genstände findet, sogleich für Liebe hält. Spät und immer zu spät gestehen

wir uns diese Mißverständnisse ein und Müssen dafür büßen......Hätte ein

Freund dem Baron das Mißverständniß gelöst, daß er Charlotten geneigt sei, aber nicht aus Liebe, vielleicht mehr aus Widerspruchsgeist gegen Hindernisse, sich nur mit ihr vermählen wolle, als sie Witwe war, so würde dieser beiven einen großen Dienst erwiesen haben, und wer weiß, ob ich mich selbst in eine'» solchen Falle dazu hätte entschließen können, einen Freund von seinem Vor­satze abzuwenden, denn eS hat etwas Frevelhaftes, in das Schicksal eines an­dern einzügreifen und nur, wetttt jemand ins Wasser sich stürzen wollte, würde ich ihn freundschaftlich bei der Hand festhalten." zc.

Berliner Pickwickier. Von Dr. Bernhard Hesslein. Mit vielen Illustrationen von Ludwig Löfler. Berlin, Stubenrauch. Kein eigentlicher Noman, sondern ein Cyklus von Erzählungen, die durch einen gemeinsamen Faten verknüpft werden. Vier alte Junggesellen nehmen sich einer jungen Waise an, verlieben sich schließlich in sie und machen Ansprüche auf ihre Hand, kommen aber noch zu rechter Zeit dazu, das Thörichte dieses Vorhabens ein­zusehen. Die Erzählung ist äußerst harmlos und hätte noch gewonnen, wenn der Versasser allen Ernst überhaupt - vermieden und die humoristische Grund­färbung durchweg festgehalten hätte. Einzelne Schilderungen aus dem Berliner Leben zeigen von vieler Sachkenntniß und Beobachtungsgabe. Die Erinnerung an Dickens hätte füglich wegbleiben sollen, da eine innere Verwandtschaft nicht stattfindet und da man zu Vergleichen verleitet wird, die gänzlich unstatthaft sind. Die Illustrationen sind gut und namentlich viel besser als die zu Dickens, bei dem doch meistens die Fratze überwiegt.

Des Lebens Wandlungen. Roman in drei Büchern. Von FraNi v. Elling. Drei Bände. Stuttgart, Macken. Der Roman ist ernster