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Briefe aus Oestreich.
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ment befinden sich heute von allen möglichen Nationalitäten Oestreichs"), und doch welche Harmonie: welche Ordnung und Brüderlichkeit! Wann werden wir'ö erleben, daß die Volker so eintrachtig und ordentlich zusammengehen wie unsere braven Soldaten!"

Die russische Intervention nnd der Lloyd.

Wien, im Mai 1849.

Diese Blätter gehören zu den Gegnern des Ministeriums Stadion-Schwar­zenberg. Der Lloyd gehört zn ihren Freunden. In diesen Blättern wurde die Be­fürchtung ausgesprochen, die Regierung könnte geneigt sein, sich gegen Ungarn die Hilfe Nußlands zn erflehen, zn erbetteln, zu erkaufen. Der Lloyd dankt dem Glücke Oestreichs dafür, daß ihm russische Truppen in der jetzigen Zeit der Bedrängniß zn Gebote stehn. Mag nuu die Freundschaft des Lloyd für die ersten Organe der östreichischen Verwaltung eine obligate, paktirte oder freiwillige, aus der Ueber­zeugung des Wahren geflossen sein wir wollen darüber hinweggehn, weil wir können. Der Lloyd jedoch trägt seit Monaten als treuer Schildknappe der Minister diesen ihre Lanzen und Köcher mit iu die Schlachten, welche sie der öffentlichen Meinung zu liefern für gut finden, er politisirt und diplomatisirt mit ihnen in seltener bedientenmäßiger Harmonie, er hat wie hochnäsige Kammerdiener altadeliger Häuser die Manieren seiner Herrschaften sich angeeignet und behandelt alles was nicht zumHause" gehört als Canaille. Man muß daher einmal mit diesem Kammerdiener ein offenes Wort reden, damit es zu den Ohren seines Ge­bieters komme.

Wie gesagt, der Lloyd glaubt sich dem Glücke Oestreichs gegenüber zn Dank verpflichtet, daß ihm die Frenudschaft Nußlands znr Disposition steht und tröstet sich leicht über das Wehgeschrei der Opposition und ihresentimentale" Politik. Auch wir würde» uns gerne über die praktisch sein sollende Politik des Lloyd trö­sten, wenn sie sich ihr Terrain in Schweden oder Nordamerika ausgesucht hätte. Wir stehen aber auf östreichischem Boden und bereiten uns Trauerflöre für die

*) Kappelbaumcr sagt noch viel zu wenig, den» in der östreichischen Armee sind, wie in Wallenstein's Lager, alle Nationali,aten der Welt vertreten. Im Offizierkorps wenigstens fin­det man, außer den Oestr-ichern, Norddeutsche, Belgier, Schweizer, Spanier, Skandinaven, Franzosen, Schotten, Eng- und Jrländcr; sogar Brasilien hat sein Contingent geliefert. En> Beweis, nach Kappelbaumer, daß der babylonische Thurmbau blos aus Mangel an Disciplin und Spießruthen nicht rentirt hat und daß die Prophezeiungen des Jcsaias und des Fourier von der Wiederkehr des goldenen Zeitalters und der Verbrüderung aller Völker kein leerer Traum sind!