549
einen wissen — es ist ja nicht möglich, daß ich auf solch elende, schreckliche Art sterben soll —!
Er hielt die Hände vor daö Gesicht und schluchzte laut.
— Nehfer — bat dessen Frau — kannst Du ihn nicht in die Cisterne verbergen.
Der Krämer horchte hoch auf.
— Ja bei Gott, rief der Wirth — an die hab' ich nicht gedacht — dort drinnen suchen sie Euch schwerlich, aber sie ist halb voll Wasser — Wolf, könnt Ihr schwimmen?
— In meinein Leben hab' ich's nicht versucht, antwortete dieser zitternd.
— Nun es lehnt eine Stange drin, an die könnt Ihr Euch halten, sagte Rehfer; das Wasser ist acht Fuß tief, ich habe es erst heute Morgen gemessen, wir wollen nach einer Weile die Pferde tränken und ich denke, ich kann, ohne Verdacht zu erregen, drei Fuß herauslassen, aber schnell, das Hurrahgeschrei drüben kündet ihr Wiederkommen an, schnell, ehe es zu spät wird, und klammert Euch nur an die Stange an, die wird Euch über Wasser halten; wenn es dunkel wird, erlös ich Euch wieder!
— Wie soll ich Euch je danken, schluchzte der Krämer.
— Fort, fort, keine Redensarten mehr, hinein in'ö Wasser und laßt die Stange nicht los.
— Aber wenn es zu tief ist? frug Wolf ängstlich.
— Ihr kennt das alte Sprichwort, entgcgnete Rehfer. Was hängen soll, ersäuft nicht, das mag Euch trösten.
Damit trat er zuerst vor die Thür, um sich zu versichern, daß kein unberufener Zeuge den Verfolgten gewahren möchte; Niemanden aber als die um daS Hotel herum postirten Wachen konnte er sehen, und diesen verbarg eine Pfirsichbaum-Anpflanzung den Ort, wo sie standen.
Die Cisterne war ein großes, rundes und hohes Gefäß, nach Art der Feucrfässcr gearbeitet, von etwa acht Fuß oben wie unten im Durchmesser, circa sechzehn Fuß Höhe und zur Hälfte mit Wasser gefüllt, stand aber nicht eingemauert in der Erde, sondern frei, dicht neben dem Haus, durch starke, eiserne Reifen umschlossen, im Garten, mit einem Hahn unten daran, das Wasser leicht herauslassen zu können und war nur mit einzelnen, lose darüber hingelegten Brettern
7t»