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obgleich O'Connell vollkommen in seinem Rechte war, wenn er seinen Sachwalterberuf als Pfand einsetzte, daß die Gesetze feiner Wahl, als Katholik, nicht entgegenstanden.
Nie wird Irland die Zeit vor dieser Wahl und die Wahl selbst vergessen; denn in diesem Wahlkampfe gelangte es das erste Mal zum vollen Bewußtsein seiner Kraft, seines numerischen Ucbcrgewichts und das Resultat dieser Wahl ist eS, dem Irland Alles zu verdanken hat, was es seit fünfzehn Jahren an Freiheit gewonnen. Es war ein Kampf, in dem beide Parteien alle ihre Kraft ausboten. Die Regierung mit ihrem ganzen gewaltigen Einflüsse und alle wohlhabenden Grundbesitzer Irlands vereinigten sich in Anstrengungen, um dem verwegenen O'Connell eine Niederlage zu bereiten, die ihn und die Katholiken auf lange von allen ähnlichen Versuchen abschrecken sollte. Andererseits durchzogen die Redner und Wortführer des Vereins, dem die Erhebung der c»tn«Iic reut die nöthigen Geldmittel verschafft hatte, das ganze Land und gewannen für ihre Sache die Priester ^) und deren unberechenbaren Einfluß auf die Gemüther ihrer Glaubensgenossen. „Jeder Altar," sagt Shiel, „ward eine Rednerbühne. Wer gegen O'Connell stimmte, der würde „gegen Gott und den heiligen Glauben stimmen, predigten die Priester; „der würde die Hand der Ketzer stärken, die Bedrückung der heiligen Kirche verewigen und sich dadurch zeitiger und ewiger Strafe „aussetzen."
So kam der denkwürdige Z0. Juni des Jahres 1828 herbei. Auf der einen Seite fanden sich im Geleite Fitzgerald'ö alle Gutsbesitzer der Grafschaft ein, welche daö Loos der katholischen Pächter vollkommen in ihren Händen hatten. Andererseits kamen die unermeßlichen Schaaren der lioekultleis, von ihren Pfarrern angeführt, mit wehenden Bannern, unter dem Schalle nationaler Melodien und Lieder, um, ohne Rücksichten auf die persönlichen Nachtheile, die ihrer
*) Nur cm einziger Priester glaubte seinen Pfarrkindern sagen zu müssen, sie würden besser thun, für einen freisinnige» Protestanten zu stimmen, da O'Connell als Katholik nicht in's Parlament kommen könne; aber seine Bemühungen waren unnütz. Seine Pfarrkindcr wurden, als sie in Ennis, dein Hauptort der Grafschaft Cläre, vor den Hustings ankamen, von den Redner» des Nercins umgestimmt und der Pfarrer verlor später durch dessen Einfluß ftinc Stelle.
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