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manchen praktischen Mcksichten sich unterwerfen müssen. Die Bühne ist sehr breit, aber nicht tief. Wir wollen hoffen, die böhmischen Theaterdichter werden diesen Mangel in ihren Produetionen dadurch ersehen, daß sie bei ihren Dichtungen daö umgekehrte Verhältniß geltend machen: weniger Breite, aber desto mehr Tiefe. DaS Luft spiel des Herrn Swobvda hat wirksame Scenen, obschon der Spaß manchmal zu derb ist und nur für ein SonntagSpublikuin berechne, zu sein scheint. Indeß wollen wir uns bei dieser Gelegenheit nicht auf das hohe richterliche Pferd setzen, und um des guten Anfangs willen ein Auge zudrücken. ES werden von nun an in diesem Theater wöchentlich drei Vorstellungen gegeben werden, darunter eine Oper. Der wackere Schriftsteller Tyl hat die Regie. Man erwartet einige interessante Novitäten von Klicpera; Ucbcrsctzungen wic Gutzkow's Werner, Don Juan, der Liebestrank, u. s. w. bilden das anfängliche Repertoire. Da die meisten unserer Opernmitglic- der geborene Böhmen sind, so ist für die böhmische Oper gut gesorgt. Nicht so günstigen Umstandö erfreut sich das böhmische Schauspiel, welchem, mit wenigen Ausnahmen, nur untergeordnete Darstellertalente zu Gebote stehen — was ans den Dichter selbst eine Nachtheil lige Rückwirkung hat und den Aufschwung der dramatischen Poesie der Böhmen — in so weit sie der Bühne zufällt — niederhal-- ten muß.
Vielleicht mag Alles, was ich da mittheile, dem deutschen Pub- likum, das keine Ursache har, für die böhmische Bewegung fiel' n> interessiren, sehr befremdlich vorkommen, um so mehr als es dabei bemerken kann, daß dieses Aufwachen des böhmischen Volks-- geisteS Manches absorbirt, was Deutschland von Böhmen zu cnvar-- ' ten berechtigt ist. In der That ist eS so und in dieser Beziehung will ich auch die Lage der Dinge nicht verschönern. ES wird auch Manchem unangenehm sein zu erfahren, baß der Anschluß Oesterreichs an den Zollverein nirgends so viele Gegner findet als in Böhmen. Freilich nicht aus nationalen Rücksichten, sondern aus materiellen. Die böhmische Industrie, die seit einigen Jahren so sehr im Steigen ist, hat nicht unbegründete Ursachen, die deutsche Nebe«, buhlerin zu fürchten. Wenn eö auch ganz falsch ist, daß - wie einige Journale meldeten — die österreichische Regierung bei den Vorzüglichsten unserer Industriellen direkte Erkundigungen einzog,