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Die Maas und ihre Anwohner.
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deutsch-holländisch ist, daß sie diesen Charakter der einzelnen Stämme wenigstens in der ganzen Breite ihres Flußgebietes beibehält.

Ein interessanter Fluß ist die Maas in jeder Beziehung. Ver­gleicht man sie mit dem kräftigen, männlich starken Nheine, so stellt sie sich bald im Gegensatze zu diesem in wahrhaft weiblichem Cha­rakter dar.

In einer dunkeln Ecke des wasgauischen Gebirges, an der Ab­dachung der Hochebene von Langreö entsprungen, fließt sie dahin in sanst sich absenkendem Thale, fast in gerader Linie, unbeachtet, wie ein still beschauliches, nur mit sich selbst spielendes Mädchen. Nach und nach offner sich ihrem Laufe ein breiteres Thal, mit entfernteren schwel­lenden Hügeln, den dunkeln Träumen der heranwachsenden Jungfrau, die mit den ersten Schiffen in die Jahre der Mannbarkeit ge­treten, nun allmälig (hinter Givet) anfängt, Felsen in Phantastischen Gebilden um sich aufzuthürmm. Alles verräth die Munterkeit und Schwärmeret des jungfräulichen Geistes; nun nimmt sie die Lesse auf: wie begierig horcht sie den Erzählungen, die diese neue Freundin ihr von ihrer unterirdischen Fahrt») vertraut, immer kühner wird ihr phantastischer Geist in seinen Gebilden, schroff aufsteigende Felsen umgeben sie und nur mit Mühe drängt sich ein Städtchen (Dinant) zwischen sie und die himmelanstrebenden Steinmassen. Aber ihre weibliche Natur läßt sie sich nicht zu lange entfernen von den sanfteren Gefühlen; da tritt sie aus den schroffen Umgebungen heraus, grüne Wiesen bekränzen ihre Ufer, die Hirtenflöte ertönt von den sanften Abhängen, wo die Heerde graset, freundliche Land­häuser mit Gärten und Feldern lagern sich an ihrem Strande, freu­dig trägt sie schwerere Schiffe und zeitenweise duldet sie selbst die größere Last des sie bis in die innerste Tiefe erschütternden Dampf­bootes.

Doch nicht gänzlich hat ihr romantischer Sinn sie verlassen und von mädchenhafter Laune ist sie noch nicht befreit. Noch erhe­ben sich von Zeit zu Zeit sonderbar geformte Felögestaltungen an ihrem Strande, sie erfreut sich an plötzlichen, unvermuthctcn Wen­dungen und schiebt dem sie beherrschen wollenden Menschen Klippen, Sandbänke und Untiefen in den Weg, oder reißt daö Schiff in

Durch die Tropfstcin-Höhlc von Hcm, dic dieser Bach durchflics-t.

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