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der Herzog ganz entzückt davon war und in aller Eile Rubens rufen ließ, um seine Meinung über daö zu hören, was ihm ein Meisterwerk dünkte.
Kaum hatte Rubens die Augen auf das Gemälde geworfen, als er entzückt ausrief: Metner Seele! Das ist von Brauer; er allein vermag dieses Genre mit so viel Kraft und so viel Schönheit zu malen! Auf die Frage des Herzogs, wie viel dies Gemälde wohl werth sei, bot Rubens, ohne sich weiter zu besinnen, 600 Gulden dafür; dem Herzog aber war das Ganze ein zu seltsames Abenteuer gewesen, als daß er hätte dareinwilligen mögen, sich eines Meisterwerkes zu entäußern, das ihn an Brauer und ihrer Beider Gefangenschaft in der Citadelle erinnerte.
Durch Rubens' Einfluß hörte Brauer's Gefangenschaft bald auf. Rubens machte sich zu seinem Bürgen und führte den Befreiten aus dem Gefängniß in sein Haus, wo er ihm eine prachtvolle und reichliche Gastfreundschaft anbot. Aber das Adlige im äußern Benehmen und die Sittenstrenge, welche Rubens' Charakter ausmachten, konnten Brauer nicht zusagen. Gewöhnt an eine zügellose Freiheit, an ein zwischen fürstlicher Verschwendung und einem jammervollen Elend abwechselndes Leben, war die geordnete, sestgeregelte Lebensweise in RubenS' Haus ihm eine lastende Kette, von der er sich zu befreien eifrig sehnte, um sein freies und tolles Zigeunerleben wieder zu beginnen. Vergebens predigte ihm Rubens, vergebens bemühte er sich ihn seinen Kneipenliebschaften und seinen tief in die Nacht hineingehenden Gelagen zu entreißen: Alles blieb erfolglos.
Müde endlich dieser fortwährenden Ermahnungen verließ Brauer, für den die edle und würdige Lebensweise Rubens' vielleicht ein nagender Gewissensbiß, ein geheimer Vorwurf war, das HauS seines edelmüthigen Wirthes; er hatte endlich eine Seele gefunden, welche die seinige begriff, ein Herz, das zu dem seinigcn paßte, wie ein Schwert zur Scheide. Dieses sein anderes Ich, dessen Mängel und Vorzüge ganz mit den seinigen übereinstimmten, — denn bei all seiner Liederlichkeit verläugnete und verlor Brauer nie seine angeborene Gutmüthigkeit; darin stimmen alle Zeugnisse seiner Zeitgenossen überein — war Craesbeck, ein einfacher, aus Brüssel gebürtiger Bäcker, der bald, in Folge von Adrian Brauer's Unterricht, einen ziemlichen Ruf als Maler sich erwarb.