,556
Gobineau in französischer Beleuchtung
Anerkennung zn verzögern. Wir erlvühueli nnr die Arbeiten des Herrn vvn Gvbineau, der dieselben Inschriften nach vier verschiednen Methoden entzifferte und jedesmal denselben Sinn herausbekam, und der denselben Text auf sieben verschiedne Weisen las: von der Rechten zur Linken, von der Linken zur Rechten, von oben nach unten, vvn unten nach oben, in beiden Diagonalen uud endlich — symbolisch." Mit seinen Sprachstudien hängt eine Abhandlung «>>r <likkül'knt,8 xliöncmröinzL <Is 1s> vis sxoi'ÄcliquL zusammen, die er in der Deutschen Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik veröffentlichte. (1868. Geschrieben hatte er sie 1867 in Athen.) Mit dein sporadischen Leben meint er daS von der Materie abgetrennte, lind zwar denkt er dabei nicht bloß an die Menschenscelen, soudern wie Fechner die alten Gestirngeister wieder zum Lebeu erweckt hatte, so verleiht er nach dem Vorgange der Platoniker und der scholastischen Realisten den Begriffen ein selbständiges Leben, und nicht bloß diesen, sondern, nn die alte Logoslehrc anknüpfend, auch deu Sprachen. Er zeigt, was diese Wesen bei Nassenmischung erleiden, und wie im Himmel der Rasseulogvs vollständig zu sich selbst kommen und in deu Seeleu der Auserwählten herrschen wird. Als letzte Frucht seiner persischen Studien schrieb er iu Stockholm die Asiatischen Novellen, die 1876 erschienen und bis auf zwei, als das erste von seinen Werken, ins Deutsche übersetzt worden sind. Er urteilt darin nicht mehr so günstig über die Perser wie in den oben besprochnen Schriften uud entnimmt deshalb die Helden seiner Erzählungeu Nachbarn Persieus vou unzweifelhafter arischem Charakter: kaukasischen uud afghanischen Stämmen. Er war das zweitemal von Teheran durch Rußlaud zurückgereist, hatte die Bewohner des Kaukasus keuueu gelernt, uud es war natürlich, daß er sich für die Schönheit der Tscherkessen begeisterte, die nach dem Zeugnisse eines andern französischen Reisenden sehr streng auf Nassenreinheit halten. Weniger glaublich als die kaukasischen erscheinen seine afghanischen Helden. Er schildert sie als heroische Opfer eines beinahe asketischen Pflicht- nnd Ehrgefühls, wie es in spanischen Dramen vorkommt. Die Schilderung, die Elphinstonc von den Afghanen entworfen hatte, berechtigte ihn einigermaßen dazu. Dieser Engländer meinte, abgesehen vvn dem Lobe der Tapferkeit nnd des Unabhängigkeitssinns, das man den Afghanen spenden müsse, habe es auch politisch sein gutes, daß die Macht des Emirs über die entferntern Stämme gering sei, daß der Staat sozusagen in kleine Republiken zerfalle, und das Volk frei bleibe von den Übeln des asiatischen Despotismus. Ein alter Mann habe ihm gesagt: Es ist wahr, wir leiden an Unruhen und Blutvergießen, aber einen.Herrn werden wir uns niemals gefallen lassen. Ein weit weniger schmeichelhaftes Bild entwirft der englische Militärarzt Bellew vou deu „wilden, mitleidlosen und geizigen" Afghanen; eine Wanderung durch ihr Land, meint Seilliere, würde Rousseau sehr gesund gewesen sein; er hätte dort ganz geuau erfahren, wie der Natur
zustand aussieht.
(Schlus; folgt)