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Roon : zu seinem hundertsten Geburtstag :
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Roon

beiden Männer im Frühling 1848 häufig in Potsdam, und seitdem hatten sie einander wohl nie aus den Augen verloren. Ein Freundschaftsband, wie er zwischen Staatsmännern und vbenein so eigentümlichen Charakteren sehr selten sein dürfte, hielt Bismarck und Noou während der ganzen Amtsdauer Noons zusammen. Sachliche Differenzen sind namentlich nach 1871 nicht aus­geblieben, aber sie wurden jedesmal persönlich und frenudschnftlich überwunden; Roon hat auch uach dem Rücktritt aus dem Amt au Bismarck auch bei zu­nehmender äußerer Entfremdung bis zu seinem Lebensende festgehalten. Der teils in Noons Denkwürdigkeiten, teils von Bismarck veröffentlichte Brief­wechsel zwischen beiden schließt ein großes Stück deutsche Geschichte ein.

Bei den drei große» Paladinen, die unsern ersten Kaiser nmgaben, ist wohl mit das Wunderbarste, wie eng sie einander ergänzten. Bismarck, Moltke, Rooü ihr Zusammenhalt und Znsammenklang hat dem preußischen Staate eine Schwungkraft verliehe«, wie sie in der neuern Geschichte keinem andern Volke zu teil geworden ist, nur das Preußen von 1813 bietet Ver- gleichungspuntte dar. Roou stand dabei in der Mitte zwischen seinen be­rühmten Gefährten. Er hat seinerzeit (1864) den Jmmedintvortrag für Moltke herbeigeführt und dadurch nicht wenig dazu beigetragen, den Chef des General­stabs auf die Höhe zu heben, die Moltke sich dann im Laufe weniger Jahre durch eignes Verdienst erwarb; ebenso hat Roon die Berufung Bismarcks herbeigeführt. Das Vaterland ist ihm also auch uach diese» beiden Richtungen hin Dcmk schuldig. Nächst der Reorganisation von 1860 und der großen Kriegs- vorbcreitung war ihm die militärische Organisation der neuen Proviuzeu, die Aufstelluug dreier neuer Armeekorps uach 1866 beschiedeu, uach 1871 die Auf- stclluug des dreizehnte», des vierzehnte» uud des fünfzehnte» Armeekorps, die Übertragung der preußischen Militärverfassung auf das Reich. Immer wieder neue Fragen, die neben den laufenden Geschäften große Ansprüche an die Arbeits­kraft des Kriegsministers stellten. Dabei darf sein Biograph es mit Gcuug- tuuug verzeichueu, daß wie für Moltke, so auch für Roon die Tage der Mobil­machung von 1870 verhältnismäßig die ruhigsten für beide Männer, ja für ihren ganzen unmittelbare» Dieustapparat gewesen si»d, so vorzüglich war die Maschine eingerichtet. Auf die innern Gegensätze, die Noons Eiutritt in das Ministerium uud die ersten Jahre seines Wirkens begleiteten, werfen »eben seinen eigne» Denkwürdigkeiten und BismarcksGedanken nnd Erinnernilgen" auch andre Publikationen, zum Beispiel Bernhnrdis Tagebücher nnd die Bio­graphie Max Dunckers von Haym, ein Helles Licht. Als im Herbst 1859 die Generalskommission nnter Wrangels Vorsitz zur Beratung der ihr vom Regenten vorgelegten vier Fragen zusammentrat, nahm Prinz Friedrich Wilhelm, der spätere Kronprinz, das Wort zu der Erklärung: Die Ehrfurcht gegen den Regenten gebiete, dem Projekt ohne weitere Diskussion zuzustimmen. Worauf Wrangel:Sehr schön, Königliche Hoheit, wenn der Regent nur nicht von uns die Beantwortung der vier Fragen verlangte." Als dann zn Anfang 1863 der Kammerpräsident Oberbürgermeister Grabow die Landtagssession mit einer Rede eröffnet hatte, die Bismarck als Kriegserklärung an das Haus Hohen- zoller» bezeichnete, da ließ wie Max Duncker mitteilt der Kronprinz