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Feuer! : Erinnerung aus dem russischen Polizeileben :
(Fortsetzung)
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maßgebliches und Unmaßgebliches

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lang, mit ihr allein zu sein. Ich mochte kommen, wann ich wollte, immer fand ich jemand vor. Freilich lag das zum Teil auch daran, daß ich eben nicht kommen konnte, wann ich wollte. Der Chef der Provinz war zur Revision verreist, wie es hieß, der Polizeimeister war gleich nach seiner Abreise auf das Laud gezogeu, der Gehilfe des Polizeimeisters war unwohl, besorgte die Kanzlei, verließ aber das Lokal nicht. Jemeljau Afanasjcwitsch vertrat seiue Stelle und fuhr jeden Vor­mittag zum Polizeimeister zum Rapport. Mich hatte er mit der Genehmiguug des Polizeimeisters für die Bormittage mit der Aufsicht über deu ganzen Stadtteil be­traut. Ich konnte darum nnr am Nachmittage zu den Ssawiuskis, und auch das nicht öfter als zwei, höchstens dreimal in der Woche. Ich war mithin nm Vor­mittag der Vorgesetzte meiner drei Kollegen, gab ihnen Auftrage und empfing ihre Berichte. Prorwin nahm die Sache rein dienstlich, schlug die Hackeu zusammen und meldete militärisch, was er mußte. Nemirow war schläfrig und unbeweglich wie immer. Guibo setzte sein verächtlichstes Gesicht auf und nannte mich seinen Vor­mittagsvorgesetzten.

Ich sah Mascha manchmal fast eine Woche nicht und traf nur deu Leutnant mit der Mutter iu der Wohuuug, da Mascha mit einigen Freundinnen und Offi­ziere» Spaziergäuge ins Freie machte. Zwar blieb sie nie lange aus, aber ich konnte nicht geduldig warten wie der Leutnant nnd mußte wieder in den Dienst.

So verging mir der Frühling und der Anfang des Sommers recht traurig, und ich sehnte mich mit Ungeduld nach dem Spätsommer. Dann sollte das Re­giment zu einem großen Manöver ausrücken nnd wenigstens sechs Wochen nicht Wiederkehren. Das würden für mich genußreiche Wochen werden, hoffte ich.

(Fortsetzung folgt)

Maßgebliches und Unmaßgebliches

Vom neuesten Turmbau zu Babel. Es gibt Schuljungeu, die die Bibel "uf Pikautericn durchstöbern, und es gibt Mäuuer, die sie durchforschen, um aus deu in ihr vorkommenden Greuclgeschichte» nnd Widersprüchen ihre Wertlosigkeit, Uugöttlichkeit uud Verdcrblichkeit zu beweisen. Solche lernen sie natürlich nicht kennen. Wer sie kennt, dem ist es keinen Augenblick zweifelhaft gewesen, daß der neueste Angriff ans sie enden werde, wie alle frühern Angriffe geendigt haben, und das Ende ist diescsmal rascher gekommen, als sich erwarten ließ. Ehe diese Zeilen den Lesern vor die Angen kommen, werden sie das Heftchen gekauft uud gelesen h"ben, das die Gesetze Hammurabis") enthält, und werden daraus den gewaltigen Unterschied zwischen diesen, ältesten bürgerlichen uud Krimiualgesetzbnch nnd dem Gesetze Mvsis erkannt haben. Daß Babylon einer der ältesten Kulturstcmteu ge­wesen, daß sein Boden wie ein Garten angebaut, seine Hauptstadt mit den herr­lichsten Bauwerken geschmückt gewesen ist, hat schon längst jedes Kind zunächst aus

Die Geseke Hammurabis, Königs von Babylon, um 2250 v. Chr., das älteste Gesetzbuch der Welt.' llberseM von .Hugo Winklcr. Mit einer Abbildung des Stcmdcntmats. Heft 4 der von der Vorderasiatischen Gesellschaft unter dem TitelDer alte Orient hemus- »egebncn qcmeittverstnadlichcn Darstellungen (Leipzig, I. C. Hinrichs, 1W2). ^ Zionv e-ieg über Babel, Predigt vom Pastor Georg Lasso» (Berlin, Trowitzsch m'd Soh», l.w^ . Die altorientalischen Denkmäler, eine Erwiderung auf Professor ,^r. Delctzschs Babel

i, m ' Nr. t» der Vortrage der theologischen .»onferenz zu Wiegen). - ^>ni

um Babel und Bibel. Ein Wort zur Berstn»digu»g uud Abwehr vo» !>. Alfr Ul-ns, Pfarrer der Lutherkirche zu Leipzig (Leipzig, I. C. Hinrichs, 1903).

ed Jere.